Der vermeintlich brave Soldat Josef Schwejk – bei Gott kein Vorbild

by admin2

Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Karel Stroff (1881-1929) Lizenz: gemeinfrei


Jaroslav Hašek: Er glorifizierte die innere Zersetzung der k. u. k. Armee

Vor hundert Jahren, am 3. Januar 1923, stirbt der tschechische Schriftsteller Jaroslav Hašek, der in seinem defätistischen Roman Die Abenteuer des braven Soldaten aufzeigt, wie hussitisch gesinnte, bis auf die Knochen österreichfeindliche Sokol-Tschechen die Kampfkraft der k. u. k. Armee mit perfiden Methoden – im Falle des „braven“ Soldaten Schwejk unter der Maske des Schwachsinns – schwächen.

Höhepunkt der Wühlarbeit ist die Fahnenflucht großer Teile des Prager Hausregiments (IR Nr. 28) im Frühjahr 1915. Der Erste Weltkrieg tobt, vor wenigen Tagen hat die russische Dampfwalze die heldenhaft verteidigte Festung Przemysl überrollt, das Bollwerk also, das Galizien schützen und der Doppelmonarchie erhalten soll. Neun Generäle, 2.500 Offiziere und 117.000 Mann gehen in die zaristische Gefangenschaft.

Kaum hat das Armeeoberkommando (AOK) sich von dem Schock erholt, trifft eine neue  Hiobsbotschaft ein: Das Prager Infanterie-Regiment Nr 28 ist geschlossen zu den Russen übergegangen! Etwas schier Unglaubliches ist geschehen. Während alle Völkerschaften der Monarchie unter bis dahin nicht erlebten Opfern den Ansturm der Heerscharen des Zaren einigermaßen abwehren, kommt es zur massenhaften Fahnenflucht des fast ausschließlich aus Tschechen rekrutierten Prager Hausregiments.

Die Saat der Propaganda der panslawistisch und hussitisch gesonnenen Sokol-Bewegung – sie hat 1914 111.200 militante Angehörige, die auch vormilitärische Übungen durchführen; am 5. Dezember 1915 verbietet die böhmische k. k. Statthalterei die Sokol als staatsfeindliche Organisation – und des exil-tschechoslowakischen Nationalrates von Thomas Masaryk und Eduard Beneš scheint erste Früchte zu zeigen. Im Mai 1915 läuft ein weiterer tschechischer Verband über, diesmal zu den Serben.

Im Laufe des Kriegs häufen sich, neben weitverbreiteter passiver Resistenz, die Desertionen, obwohl das AOK Gegenmaßnahmen ergreift, nämlich durch nationale Mischung der Einheiten, Verstärkung der k. u. k. Feldgendarmerie und Standgerichte; die Zahl der tatsächlich vollstreckten Todesurteile wird allerdings in den meisten Quellen mit weit überhöhten Zahlen angegeben; tatsächlich sind rund eintausend Deserteure, Aufrührer uä justifiziert worden. Statt der durchaus großen Anzahl braver Böhmen (vor allem aus Südböhmen und Mähren), die bis zum Kriegsende ihrem Fahneneid treu bleiben, den Rücken zu stärken, gehen die Behörden gegen die Sokoln überaus lax vor.

Jaroslav Hašek setzt diesen pflichtvergessenen Elementen mit seinem Roman ein Denkmal. Er wird in die Armee der Monarchie eingezogen, macht sich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub und desertiert zum russischen Feind. Dabei hätten die Behörden wissen müssen, wen sie sich eingehandelt haben: Hašek gibt vor dem Krieg anarchistische Publikationen heraus, veröffentlicht unter diversen Pseudonymen etwa 1.200 Texte, greift staatliche und kirchliche Institutionen an. 1911 gründet er eine kleine Partei, aber das in die Parteikassa gesammelte Geld nutzt er für Wirtshaustouren und verbringt so manche Nacht im Polizeigefängnis.

Nach der Machtübernahme der russischen Bolschewisten stellt er Propagandamaterial her, wird später sogar stellvertretender Kommandeur der politischen Abteilung der Sibirischen Armee der Roten.

1920 kehrt Hašek mit einer russischen Frau nach Prag zurück, obwohl er sich noch nicht einmal von der vorherigen geschieden hat, wird wegen Bigamie zur unerwünschten Person erklärt. Und kann für sein Hauptwerk Schwejk – dessen dritter Teil ein Torso bleibt – keinen Verleger finden. Bevor er seinen Roman fertig diktieren kann, stirbt Jaroslav Hašek am 3. Jänner 1923. Mit 39 Lenzen. Kein Wunder: Der noch heute von vielen Tschechen verehrte Schriftsteller ist delirierender Dauergast in den Wirtshäusern von Prag, konsumiert bis zu 35 (!) Krügel Bier pro Tag.

Das könnte Sie auch interessieren