SPÖ: Möge die Partei sich in der Opposition wieder derfangen!

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Eine mitfühlende Satire in Gestalt eines Lamentos

Es wird pausenlos geredet und geschrieben vom Sterben einer staatstragenden politischen Kraft, die 1889 in Hainfeld, in der guten Luft des niederösterreichischen Alpenvorlandes, von einem Arzt ins Leben gerufen worden ist. Jetzt soll nach dem Dafürhalten diverser Schreiberlinge die alte Tante Sozialdemokratie für immer die Augen schließen. 130 Jahre, das sei doch ein biblisches Alter und somit Zeit für ein sozialverträgliches Ableben.

Selbst das Pflegepersonal passe zum nahen Abschied. Eine Ärztin als Vorsitzende, dazu ein Bundesgeschäftsführer vulgo Zentralsekretär, der ständig davon spricht, man müsse die SPÖ recht bald öffnen. Dabei denkt er offenbar an die Prosektur, wo der rote Leichnam zu öffnen wäre, um in den Eingeweiden nachzuschauen, wo der Wurm drin ist.

Tatsächlich spricht einiges für den Exitus der SPÖ. Die Partei weiß nicht mehr, wozu sie da ist. Das ist bei der SPD ganz ähnlich. Die jammert nach der Thüringen-Wahl, man habe doch seit Jahr und Tag mit den SED-Nachfolgern gut regiert, aber keiner hätte es bemerkt. Nach dem kahlköpfigen Messias Schulz setzt man nun auf den ebenfalls haarlosen Scholz. Derweil laufen die Wähler in Scharen davon.

Genauso wie die bundesdeutschen Genossen rinnt die heimische SPÖ nach allen Seiten aus: die Jungen zu den Grünen, die Älteren zum feschen Schwiegersohn-Typ Sebastian, die fleißigen Arbeiter zu den Blauen. Der verbleibende Rest sind Genossen, die der Partei ihren – idealiter: arbeitslosen – Job verdanken. Und die sogenannten Stammwähler, eine Spezies, die es unter den Artenschutz zu stellen gilt. Denn wer 2019 die Roten wählt und als Grund das 34er-Jahr angibt, den sollte man schon allein wegen der Skurrilität eines solchen Gedankens hegen und pflegen.

Denn: Im Februar 1934 gab es einen Aufruhr, von Linz unter einem gewissen Bernašek ausgehend. Diese Unruhen konnten durch Bundesheer, Polizei und Freiwillige aus der Zivilgesellschaft rasch unter Kontrolle gebracht werden. Der Tscheche Bernašek wurde inhaftiert, jedoch bald von Nationalsozialisten befreit, über die Grenze gebracht und in München vom Gauleiter mit Pomp empfangen. Große Frage: Ist das wirklich ein zureichender Grund, heutzutag‘ das Kreuz bei den Roten zu machen?

Trotzdem allem: Hohn und Spott sind nicht angebracht. Zum Beispiel Gemeinheiten wie die Idee, man müsse die Laura Rudas zurückrufen. Oder ein Kommentar mit der Überschrift Sozialdemokratie: Sterbehilfe ist in Österreich eigentlich verboten. Solches zeugt von schlechten Manieren. Auf das Häufchen Elend, das bereits am Boden liegt – Wertekatalog in der Linken, Plan A in der Rechten – haut man nicht noch hin. Möge sich die SPÖ in der Opposition eine Zeitlang, sagen wir: zwei, drei Legislaturperioden, regenerieren. Um dann wieder mitzumischen.

[Autor: E.K.-L. Bild: www.wikipedia.org/SPÖ Presse und Kommunikation Lizenz: CC BY SA 2.0]

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