Sturz der Denkmäler: Jetzt ist Guérot an der Reihe

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Dontworry Lizenz: CC BY-SA 4.0


Das einstige Liebkind des Gutmenschentums als Plagiatsfall

Ulrike Guérot, geborene Hammelstein – wer kennt sie nicht? In unzähligen Fernsehdiskussionen als Expertin für Politik anwesend, nervt sie so manchen durch ihren altklugen Redeschwall. Die nunmehr 58-Jährige bekleidet von April 2016 bis August 2021 eine Professur an der Universität für Weiterbildung in Krems an der Donau. Dort scheint man es mit den Voraussetzungen nicht so genau zu nehmen. Bei Guérots Ernennung sieht man großzügig vom Erfordernis einer Habilitation ab und anerkennt deren bisherige Publikationen als eine der Habilitation gleichwertige Leistung.

Ähnlich generös zeigt sich die Universität Bonn. Dort erhält Guérot Ende 2021 einen Lehrstuhl für Europapolitik, obwohl sie seit vielen Jahren vorrangig als Publizistin in Erscheinung tritt, nicht als Wissenschaftlerin.

Doch unlängst dreht sich der Wind. Die allseits umgarnte Dame, eben noch auf allen Podien sitzend, gerät ins Abseits. Es werden ihr Attribute umgehängt, die sie im juste milieu zur Paria machen: Corona-Skeptikerin, Putin-Versteherin. Und jetzt kommt noch etwas dazu, der Plagiatsvorwurf. Es gilt für Guérot wie auch für andere Personen, die hier im Zusammenhang mit dem Verdacht auf Plagiate erwähnt oder irgendwie betroffen sind – zum Beispiel Alma Zadic, Berlins SPD-Bürgermeisterin Franziska Giffey oder die grüne Außenministerin Annalena Baerbock –  die Unschuldsvermutung.

Markus Linden formuliert unter dem Titel Plagiatsfall Guérot: Die Worte bleiben aktuell. Mit fremden Gedanken für die europäische Republik: Auch in Ulrike Guérots Bestseller von 2016 finden sich Plagiate. Sie haben Methode. Ein Gastbeitrag in der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) vom 7. Juni 2022:

„Mit seiner ersten Dissertation hat es Karl-Theodor zu Guttenberg ge­schafft, die Maßstäbe zu verrücken. Sein seitenweises Kopieren fremder Texte ist eher die Ausnahme. In der Regel werden Verschleierungstechniken angewandt. So auch in einem aktuellen Fall. Nachdem im Bestseller ‚Wer schweigt, stimmt zu‘ der Bonner Professorin Ulrike Guérot Plagiate aufgefallen sind, die der Verlag als ‚Flüchtigkeitsfehler‘ abtut, gibt die Beschäftigung mit einer anderen Publikation der Politikwissenschaftlerin Aufschluss über das Methodische ihres Vorgehens. Ihr Buch ‚Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie‘ erschien im Jahr 2016 … Es enthält, trotz eines Fuß- beziehungsweise Endnotenapparats, Plagiate aller Art …“

Linden formuliert schon einige Tage vorher (FAZ, 3. Juni 2022) unter dem Titel Wie Ulrike Guérot die Wirklichkeit verdreht: „Ihre polemische Kritik der Pandemiepolitik, die sie in die Nähe des Nationalsozialismus rückte, hat sie regelmäßig mit irreführenden Aussagen untermauert, im Spektrum von der Halbwahrheit bis hin zur eindeutigen Falschbehauptung. ‚Zwei Drittel der deutschen Schüler leiden inzwischen an Depressionen‘, sagte sie am 21. Februar 2021 in einer Nachrichtensendung des ORF. Studien gibt es, aber die Zahl war erfunden …“ Tja, Pech für Ulrike.

Laut Linden habe Guérot bei verschiedenen Autoren wortwörtlich abgeschrieben und Gedanken übernommen, aber darauf in Fußnoten nur sehr allgemein oder auch gar nicht verwiesen. Der Autor Bernhard Perchinig, bei dem sie eine längere Stelle abgeschrieben habe, sei von ihr gar nicht genannt worden. Aus einem Buch Paul Watzlawicks sei wortwörtlich eine lange Passage abgeschrieben, aber einige Worte verändert, was für Plagiate typisch sei. Das spreche gegen die vom Verlag erfolgte Erklärung, es handele sich um Flüchtigkeitsfehler. Auch bei Marina Garcés habe sie für das Buch abgeschrieben.

Die Internetseite T-online bezieht sich ebenfalls auf Markus Linden: „In den vergangenen Tagen hat der Trierer Politologe Markus Linden in zwei Beiträgen in der  FAZ Unrichtigkeiten und Plagiate in Werken seiner Kollegin Ulrike Guérot moniert, unter anderem in dem gerade erschienenen ‚Wer schweigt, stimmt zu‘. Die Großflächigkeit an Plagiaten nähert sich dem Guttenberg-Standard, sagt Linden. Guttenbergs erste Doktorarbeit wies auf rekordverdächtigen 94,4 Prozent aller Textseiten Plagiate auf.“

Die Politik-Professorin Guérot war lange Zeit Liebkind der Linken. Jetzt ist ihr Stern im Sinken.  Ein  bekanntes Phänomen. Bereits Friedrich von Schiller ließ in seiner Ballade „Der Ring des Polykrates“ Ägyptens König sagen: Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil …

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