Russische Investoren in Österreich – Gestern umworben, heute geächtet

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Autor: U.K. Bild: Screenshot „Investaustria Lizenz: CC BY 2.0


„Österreich – Brillante Aussichten für die Steigerung Ihrer Gewinne“. So titelt die Austrian Business Agency ABA noch am 10. März in russischer Sprache auf ihrer Homepage für russische Investoren Investinaustria.

Und wörtlich weiter, ebenfalls auf Russisch: „Soziale Sicherheit und Stabilität für Ihr Unternehmen … Rechtliche und politische Stabilität sind für die Standortentscheidung eines Unternehmens von grundlegender Bedeutung. Internationale Unternehmen können in Österreich auf eine hohe politische Stabilität zählen.“ <link https://investinaustria.at/ru/business-location-austria/security-stability.php> .

Nun ist die ABA nicht etwa ein kleines Maklerbüro oder ein obskurer Investmentberater für dubiose Geschaftlhuber. Nein, die Austrian Business Agency ist eine offizielle Institution der Republik Österreich, direkt unterstellt dessen Wirtschaftsministerium. Zitat von obiger Website: „ABA – Invest in Austria ist die Betriebsansiedlungsagentur der österreichischen Standortagentur Austrian Business Agency (ABA), die zum Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) ressortiert.“

Seit Jahrzehnten werben die Mitarbeiter der ABA am Wiener Opernring um ausländische Direktinvestitionen in der Alpenrepublik, auch und gerade aus der Russischen Föderation. Das taten sie bislang durchaus erfolgreich. Laut Österreichischer Nationalbank (OeNB) hatten Stand 2020 russische Firmen und Privatpersonen Direktinvestitionen im Gesamtvolumen von 21,41 Milliarden Euro in Österreichs Wirtschaft am Laufen. Damit zählen Russen mit Abstand zur zweitgrößten Gruppe ausländischer Investoren überhaupt, übertroffen nur noch von den Deutschen mit 49,03 Mrd. Euro Investmentsumme. Privatimmobilien wie Villen oder Luxusapartments zählen übrigens nicht zu diesen Direktinvestitionen, so die OeNB.

Doch nachdem die EU und die USA zur allgemeinen „Jagd auf Vermögenswerte“ echter oder vermeintlicher russischer Oligarchen geblasen haben, sind die vor wenigen Wochen noch so willkommenen Geldbringer plötzlich geächtet. Als „Putin-nah“ kann man schon gelten, wenn man irgendwann mal auf einem Foto mit dem russischen Machthaber zu sehen war. Dabei sind Kontakte zur jeweiligen Regierung für jeden Unternehmer ab einer gewissen Größenordnung schlicht unvermeidbar, auch in Österreich selber.

Ziel dieser „Russen-Hatz“ sind keineswegs nur Multimillionäre wie Banker und Ex-Politiker Igor Schuwalow mit seinem Anwesen am Attersee, der aus seinem Waldschlössl nun herausgeekelt wurde, oder Aluminium-Magnat Oleg Deripaska, dem jetzt sein – übrigens sehr erfolgreiches – Fünf-Sterne-Superior Hotel „Aurelio“ in Lech am Arlberg geneidet wird.

Nein, auch ganz normale Russen und Russinnen sind jetzt verdächtig, rein aufgrund ihrer Ethnie. Wie die „Kronenzeitung“ vor wenigen Tagen berichtete, fordern Banken nun flächendeckend auch seit Jahren in Österreich lebende Kunden mit russischem Reisepass auf, zusätzliche „Dokumente zur Vermögensprüfung“ einzureichen. Andernfalls würden Konten eingefroren werden. Das dies tasächlich so passiert, muss der Autor aufgrund Erfahrungen aus dem eigenen Bekanntenkreis leider bestätigen.

Eine fatale Entwicklung, beschämend für ein neutrales Land, dass offiziell mit „sozialer Sicherheit“ und „hoher politischer Stabilität“ die Investoren angeworben hat.

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