Autor: U.K.
Uniper bittet um Staatshilfen
Irrer geht’s nicht mehr: Der deutsche Energieriese Uniper SE mit Sitz in Düsseldorf und mit 164 Milliarden Euro Jahresumsatz der mit Abstand größte Stromversorger Deutschlands, bittet die Bundesregierung um Staatshilfen! Was bereits gestern Abend bei Brancheninsidern gemunkelt wurde, ist heute Morgen sowohl vom Bundeswirtschaftsministerium wie auch von Uniper Konzernchef Klaus-Dieter Maubach offiziell bestätigt worden. In Folge ist heute der Aktienkurs von Uniper an der Frankfurter Börse um 20 % eingebrochen.
Wie weiland die Banken möchte Uniper mit Steuergeldern und milliardenschweren Staatshilfen gerettet werden, weil ansonsten die Pleite drohe. Konkret möchte man neue Kreditmittel von der staatsnahen Bank KfW, zusätzliche Bundesbürgschaften und womöglich sogar eine direkte Kapitalspritze des Bundes durch Beteiligung am Aktienkapital der Uniper SE. Die genaue Höhe dieser Hilfen liegt noch im Dunkeln, Insider sprechen aber von einem möglichen Engagement von bis zu 10 Milliarden Euro. Kämen diese Hilfen nicht, könnte Uniper womöglich bald „seine Lieferverpflichtungen nicht mehr erfüllen“, sprich keinen Strom mehr erzeugen.
Da bleibt dem normalen Bürger doch die Spucke weg. Ein Energiekonzern, der in den letzten zwölf Monaten durch permanente Preiserhöhungen beim Strom die Steuerzahler abkassiert hat, bettelt nun exakt bei diesen um Hilfsgelder.
Rein ökonomisch ist die Malaise bei dem Stromriesen aber leider nachvollziehbar, und der Autor darf Uniper-Boss Maubach durchaus sein Mitgefühl versichern. Denn die Liquiditätsprobleme bei Uniper sind zu einem großen Teil den Russland-Sanktionen und Deutschlands verfehlter Energiepolitik geschuldet.
Uniper erzeugt einen Großteil seines Stroms aus kalorischen Gaskraftwerken. Zum einen, weil bei Erdgas die Belastung mit CO2-Abgaben nur halb so hoch ist wie bei Kohle. Zum anderen, weil bis vor wenigen Wochen Deutschlands rot-grün dominierte Regierung die Abschaltung der Kohlekraftwerke forciert hat und dementsprechend kein Energiekonzern mehr in die „böse“ Kohletechnologie investiert.
Nun ist aber Erdgas mittlerweile sehr teuer, und wird täglich knapper und noch teurer. Stand heute liegt der Referenzpreis für Erdgas in Europa (Durch TTF) bei 148 Euro, das ist 75 % mehr als noch vor drei Wochen. Uniper, das bislang etwa die Hälfte seines Gasbedarfs über langfristige Lieferverträge von der russischen Gazprom bezogen hat, ist nun von den Folgen der Sanktion massivst betroffen. Denn die Lieferungen über die Nord Stream 1-Pipeline betragen nur noch 40 % des Normalvolumens und werden im Juli für zehn Tage aufgrund einer lange geplanten Routinewartung ganz ausbleiben. Ob danach der Gasfluss wieder ans Laufen kommt, könnte ganz entscheidend von der dann herrschenden politischen Wetterlage abhängen.
Die Folge: Uniper muss die fehlenden Gasmengen am Spotmarkt teuer nachkaufen, wenn es nicht Kraftwerke abschalten wollte. Zum Bezahlen dieser teureren Ersatzmittel fehlt aber jetzt offenbar das Geld, und weitere Preiserhöhungen sind speziell bei Industriekunden nicht mehr durchsetzbar. Ein Abschalten von Kraftwerken in dieser Größenordnung würde aber extreme Folgen für die Stromversorgung in Mitteleuropa haben, selbst ein Blackout wäre theoretisch denkbar. Von daher gehen Branchenexperten, und auch der Autor, davon aus, dass Uniper die erbetenen Staatshilfen in wenigen Tagen gewährt werden dürften, da „alternativlos“.
Noch zwei pikante Details am Schluss: Ad eins, der Hauptaktionär der Uniper SE, die seinerzeit aus der E.ON entstanden ist, ist mit 75,1 % der finnische Fortum Oyj Konzern, der wiederum mehrheitlich dem finnischen Staat gehört. Somit retten deutsche Steuerzahl letztendlich finnische Finanzinteressen.
Ad zwei: Uniper war einer der Haupt-Finanzierungspartner der Nord Stream 2-Pipeline, deren Inbetriebnahme ja im Februar durch den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck gestoppt wurde, eben auch, um Putin zu ärgern. Als Folge fehlt jetzt nicht nur das Gas aus dieser Röhre, sondern Uniper musste wegen diesem und anderen Russland-Engagements im ersten Quartal 2022 einen Verlust von über drei Milliarden Euro verbuchen.
Merke: Ein weiterer kräftiger Schluss ins eigene Knie, und weil es so schön ist, bohren wir noch ein Loch dazu rein. Trotzdem mögen sich der Leser nicht den Feierabend vermiesen lassen, wenigstens ist es ja derzeit schön warm draußen.