Handelskrieg eskaliert: Kanada und China reagieren scharf

Die USA haben neue Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China eingeführt. Während die US-Regierung dies als Schutzmaßnahme für die heimische Wirtschaft verkauft, schlagen betroffene Länder mit eigenen Maßnahmen zurück. Die Auswirkungen auf den globalen Handel könnten erheblich sein.

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Autor: A.R. Bild: Wikipedia/European People’s Party Lizenz: CC BY-SA 2.0


Um Punkt 12:01 Uhr „Eastern Time“ traten am Dienstag neue US-Strafzölle in Kraft. Die Maßnahmen umfassen eine 25-prozentige Abgabe auf fast alle Importe aus Kanada und Mexiko sowie eine zusätzliche zehnprozentige Steuer auf chinesische Waren. Während kanadische Energielieferungen mit „nur“ zehn Prozent belegt wurden, bleibt der Rest der Handelsgüter von der vollen Härte der Zölle betroffen.

Die Reaktion der betroffenen Länder ließ nicht lange auf sich warten. Kanada kündigte prompt eigene Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Importe im Wert von 155 Milliarden Dollar an – darunter Orangensaft und Bourbon. Während ein erster Teil der Zölle sofort in Kraft tritt, soll der Großteil erst in 21 Tagen folgen.

China reagierte ebenfalls und erhöhte Zölle um zehn Prozent auf US-Sojabohnen, Schweinefleisch, Rindfleisch und Früchte. Weitere Waren wie Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle werden mit einem 15-prozentigen Zoll belegt. Zudem setzte Peking die Importlizenz für US-Lebensmittelunternehmen aus und suspendierte Holzimporte aus den USA. Die chinesische Regierung erklärte, dass sie die Maßnahmen der USA für „unbegründet und selbstzerstörerisch“ halte und Washington aufforderte, die Sanktionen zurückzunehmen.

Während Kanada und China sofort reagierten, blieb Mexikos Antwort zunächst vage. Präsidentin Sheinbaum hatte bereits am 1. Februar angedeutet, dass ihr Land „Zoll- und Nicht-Zoll-Maßnahmen zur Verteidigung der mexikanischen Interessen“ in Betracht zieht. Beobachter rechnen mit Importzöllen auf Schweinefleisch, Käse, frisches Obst, Stahl und Aluminium in Höhe von fünf bis 20 Prozent.

Analysten von Goldman Sachs sehen erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft. Während einige Marktteilnehmer gehofft hatten, dass die US-Zölle lediglich ein Verhandlungstaktik-Trumpf seien, deuten die harten Gegenmaßnahmen darauf hin, dass sich der Handelskrieg weiter verschärfen könnte. Die Märkte reagierten bislang überraschend gelassen. Besonders auffällig ist, dass der US-Dollar nicht wie erwartet an Wert gewinnt – ein Zeichen, dass Investoren Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Zölle haben.

Laut JPMorgan könnte die Zurückhaltung der Märkte mehrere Gründe haben:

Zweifel an der Dauer der Maßnahmen: Viele Beobachter gehen davon aus, dass die Strafzölle in absehbarer Zeit wieder aufgehoben oder entschärft werden.

Vergeltungszölle als Gegengewicht: Die scharfen Reaktionen Kanadas und Chinas könnten den Effekt der US-Zölle neutralisieren, sodass der globale Handelsfluss letztlich nur umgeleitet, aber nicht verhindert wird.

Wachstumseinbußen in den USA selbst: Wirtschaftsexperten warnen, dass die Gegenmaßnahmen insbesondere die US-Agrarwirtschaft hart treffen werden.

Besonders spannend bleibt die Frage, wie sich die europäische Wirtschaft positioniert. Während die EU traditionell als Vermittler in Handelskonflikten auftritt, könnte die derzeitige geopolitische Lage Brüssel dazu zwingen, stärker für eigene Interessen einzutreten. Einige Analysten sehen bereits Parallelen zu früheren Handelskonflikten zwischen den USA und der EU, insbesondere in der Auto- und Agrarbranche.

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