Aluminiumwerke müssen schließen, weil Strom unbezahlbar

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Autor: U.K. Bild: Peter H auf Pixabay Lizenz: –


Russland-Sanktionen und teures Gas gefährden Europas Alu- und Zink-Hersteller

Die explodierenden Strom und Gaspreise in Europa verursachen nun immer mehr Kollateralschäden in den traditionellen europäischen Industrieregionen. Besonders kritisch wird es nun für die Aluminium- und Zink-Hersteller in Mitteleuropa. Denn das Aufschmelzen und Gewinnen dieser unverzichtbaren Basismetalle aus dem Roherz erfordert, technisch und physikalisch bedingt, sehr hohe Energiemengen.

Besonders gravierend ist dies beim Aluminium. Das unverzichtbare High-Tech Metall wird in einem mehrstufigen, energieintensiven Prozess als Reinaluminium erzeugt. Dabei benötigt man nicht nur Hitze von über 1.000 °C, sondern auch sehr viel Strom. Der finale Reinigungsprozess erfolgt elektrochemisch in sogenannten Schmelzflusselektrolyse-Becken, wo Ströme von bis 250.000 Ampere durch die heiße Alubrühe fließen. Zum Vergleich: eine normale Haushaltssteckdose kann nicht mal ein Zehntausendstel davon liefern. Insgesamt braucht man zur Herstellung von einer Tonne Primäraluminium 15 Megawattstunden (MWh) Strom.

Bei Strompreisen, die an der Börse bei aktuell bei knapp 1.000 €/MWh für Lieferung im Winter gehandelt werden, wird die Alu-Herstellung in Mitteleuropa zum Verlustgeschäft. Denn der Weltmarktpreis für Aluminium liegt derzeit bei rund 2.400 €/Tonne. Wenn da eine Aluhütte in Deutschland jetzt 15.000 Euro allein für den benötigten Strom zahlen sollte, wäre die Pleite unvermeidbar.

Deshalb ziehen jetzt immer mehr Hersteller die Reissleine. Die Speira GmbH, größter deutscher Aluminiumhersteller mit 230.000 t Jahreskapazität, wird seine Produktion im Rheinwerk Neuss ab Oktober um 50% drosseln. Um der norwegische Industriekonzern Norsk Hydro schließt das große Slovalco-Aluwerk in Ziar nad Hronom mit 160.000 t gleich ganz. Schlimm dabei, dass die Schmelzöfen, wenn sie einmal abgekühlt sind, nur sehr mühsam und kostenintensiv wieder in Betrieb genommen werden können. Denn die Anlagen sind auf Dauerbetrieb ausgelegt, und nach dem Abschalten einer Aluschmelze ist der Standort dann meist auf immer verloren.

Trotzdem wird in der Welt kein Mangel an Aluminium herrschen. Der Werkstoff, der von Autos, Flugzeugen und Stromleitungen bis zu Bierdosen fast überall eingesetzt wird, ist am Weltmarkt problemlos verfügbar. Der weltgrößte Produzent China erzeugt mit 36 Millionen Tonnen mehr als die Hälfte der Gesamtmenge, gefolgt von Indien, Russland, Kanada und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Alles Länder, in denen der Strom nicht mal ein Hundertstel von dem kostet, was bei uns verlangt wird. Und Länder, die, mit Ausnahme von Kanada, sich herzlich wenig um die EU-Sanktionen gegen Russland kümmern. Die liefern dann auch gerne die fehlenden Mengen nach Deutschland, zu entsprechenden Preisen.

Laut einer Umfrage des Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. betrachten mittlerweile 90% aller deutschen Firmen die explodierenden Energiepreise als ernsthaftes oder gar existenzgefährdendes Problem für den Fortbestand des Unternehmens. In Russland, das von der Leyen, Baerbock & Co. ja in den Ruin sanktionieren wollen, sähe das Umfrageergebnis völlig anders aus.

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