Autor: U.K. Bild: Rosenthal GmbH
Traditionsfirmen verlagern Produktion ins kostengünstige Ausland
Fünfmal soviel für Strom, zehnmal soviel für Gas: Deutschlands Industriefirmen aktivieren zunehmend ihren „Plan B“, das Notfallprogramm gegen die Energiepreisexplosion. Und dieser Plan B sieht nicht etwa vor, auf Zappelstrom von Windmühlen oder der Sonne (wenn diese denn mal da im trüben Norden scheint) zu vertrauen. Nein, Plan B bedeutet Produktionsverlagerung in Länder, wo Energie zu vernünftigen Kosten zu haben ist.
Denn wir haben mitnichten einen Energiemangel in der Welt. Erdgas und Öl ist weltweit mehr als ausreichend vorhanden, die Weltmarktpreise waren vor 10 Jahren sogar höher als heute. Was wir bei jetzt uns sehen, ist eine regionale Energiepreiskrise, verursacht durch CO2-Preistreiberei grüner Utopisten und selbstzerstörerische Russland-Sanktion. Nirgendwo auf der Welt ist Energie aktuell auch nur annähernd so teuer wie bei uns. In den USA kosten Strom und Gas nur ein Zehntel von dem wie in Mitteleuropa, in China und Indien zahlen Industriekunden für Strom gar nur ein Hundertstel hiesiger Tarife.
Logisch, dass nun Produzenten, die am Weltmarkt bestehen müssen, sich nach besseren Standorten umsehen. Und wenn so ein Betrieb einmal abgewandert ist, kommt er nie mehr zurück. Das zeigt die Erfahrung, auch angesichts des Hochsteuerregimes in Deutschland. Die Arbeitsplätze sind weg, für immer.
Prominentes Beispiel ist aktuell die Firma Rosenthal aus dem niederbayerischen Ort Selb im Fichtelgebirge, einer ohnehin schon strukturschwachen Region mit relativ hoher Arbeitslosigkeit. Rosenthal, gegründet vor 143 Jahren, ist eine der weltweit führenden Marken für Porzellan und Geschirr im obersten Qualitätssegment. Künstler wie Salvador Dalí, Andy Warhol, Wilhelm Wagenfeld, Zaha Hadid und Walter Gropius gestalteten schon Rosenthal-Teller und Designer-Porzellan, das heute zu höchstpreisigen Sammlerstücken zählt.
Doch jetzt sucht CEO Mads Ryder, Chef von gut 700 Mitarbeitern, nach einem neuen Produktionsstandort für das mittelständische Traditionsunternehmen. Eventuell könnte dies Tschechien sein, wohin zumindest ein Teil der Belegschaft noch pendeln könnte – theoretisch. Aber wahrscheinlich geht es doch viel weiter weg, Richtung Asien.
Von der deutschen „Energiepreisbremse“ erhofft man sich da nicht viel, zumal diese Subventionen früher oder später durch Steuererhöhungen zurückgeholt werden dürften. Laut einer Umfrage der Gewerkschaft IG Metall denkt bereits jede fünfte Industriefirma in Deutschland aktiv darüber nach, wesentliche Teile der Produktion ins energiegünstige Ausland zu verlagern. Die Grünen wirds freuen. Denn jeder Betrieb, der dicht macht, verbessert doch die CO2-Bilanz …