Autor: U.K. Bild: Wikipedia/Petr Štefek Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sanktionsbedingte Kohleverstromung sorgt für rasant steigende CO2-Kosten
Erstmals seit Einführung der sogenannten CO2-Zertifikate vor über 17 Jahren ist heute der Börsenpreis für die Ablaßscheine im Klimahandel mit 100,60 €/to über die magische Grenze von 100 Euro je Tonne CO2-Emissionen gestiegen. Diese Zertifikate, amtlich „European Union Allowance“ (EUA) genannt, müssen von Kraftwerken, energieintensiven Industriebetrieben wie Stahlwerken, Zement- und Papierfabriken sowie Fluglinien in der Europäischen Union erworben werden, um damit ihre CO2-Emissionen zu „kompensieren“.
Kompensiert wird damit allerdings nichts. Diese Zertifikate werden nach den Bestimmungen der EU-Direktive 2003/87/EG (Emissionshandelsrichtlinie) von den EU-Mitgliedsländern in begrenzter Zahl ausgegeben und werden dann an zugelassenen Rohstoffbörsen, so zum Beispiel an der Intercontinental Exchange ICE in London und New York, gehandelt. Von den Geldern, die durch die Zertifikate-Ausgabe eingenommen werden, wird aber kaum ein neuer Baum gepflanzt. Zwar soll ein Teil davon zweckgebunden für „Klimafonds“ eingesetzt werden, aber das meiste versickert spurlos in den allgemeinen Haushalts-Budgets.
Also in realiter eine CO2-Steuer für Kraftwerke und Industrie, die aber nicht mit der „CO2-Bepreisung“ in Österreich verwechselt werden darf. Letztere wird unabhängig von den EUAs einkassiert, und zwar direkt auf die Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle.
Der rasante Ansteig der Zertifikatspreise ist auch dem wieder zunehmenden Einsatz von Kohle und Öl bei der Strom- und Prozesswärme-Erzeugung geschuldet. Nachdem als Folge der Russland-Sanktionen Erdgas knapp zu werden drohte und die Endkundenpreise in den Himmel schossen, wurden verstärkt wieder Kohlekraftwerke hochgefahren. Für die Verbrennung von Kohle oder Öl müssen die Firmen aber doppelt so viel CO2-Zertifikate kaufen wie für Erdgas, was bei begrenzter Verfügbarkeit dieser Erlaubnisscheine unweigerlich zu höheren Preisen führt.
Dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen. Denn die CO2-Future für Dezember 24 liegt jetzt schon rund 10 % über dem aktuellen Rekordpreis für dieses Jahr. Ein Entspannung an der Energiepreisfront ist somit, trotz derzeit deutlich gesunkener Rohstoffstoffpreise, leider nicht in Sicht.