Hetze gegen westliche Unternehmen, die weiterhin in Russland tätig sind

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Autor: E.K.-L. Bild: Pixabay Lizenz: –


Über die ominöse Liste eines anscheinend im Elfenbeinturm sitzenden Wirtschaftswissenschaftlers

Jeffrey Alan Sonnenfeld, ehemaliger Chef von Goldman Sachs, wird zwar am 1. April 1954 geboren, ist aber beileibe kein Spaßvogel. Eher das Gegenteil. Der gelernte Wirtschaftswissenschaftler gießt, so die Vermutung interessierter Beobachter, im Ukraine-Konflikt Öl ins Feuer, indem er eine Liste von Unternehmen ins Internet stellt. Es handelt sich dabei teilweise um Firmen, die trotz der Sanktionen weiterhin ihre Filialen und Produktionsstandorte in Russland betreiben. In den Augen des Herrn Sonnenfeld offenbar eine Todsünde wider den Geist der politisch korrekten Moralprediger.

Was ist die Folge für die Unternehmungen? Sie werden das Opfer eines sogenannten Shitstorms, auf gut Deutsch: Sie werden im Internet wüst beschimpft und bedroht, man verlangt von den anderen Marktteilnehmern, mit diesen Firmen keine Geschäfte zu machen. Boykottaufrufe also, so nach dem Motto Kauft nicht bei Putin-Freunden.

Sonnenfeld unterteilt die von ihm belobigten oder eben an den Pranger gestellten Unternehmen in verschiedene Kategorien; von A bis F. Unter A sind die Braven, die sich sofort aus dem Reich des Bösen vertschüsst haben (bekannt ist die Marke McDonalds, deren Rückzug ganz gewiss eine beträchtliche Lücke in der russischen Esskultur gerissen hat), unter F sind diejenigen zu finden, die es klar ablehnen, sich aus Russland zu verabschieden.

Diese F-ler bekommen den Hass und die Wut des Mobs zu spüren. Zum Beispiel der Schokoladenhersteller Ritter Sport, der auch weiterhin seine süßen Produkte nach Russland liefert. Dessen Chef Andreas Ronken äußert sich wie folgt:

„Die Hetzjagd, die teilweise gegen unser Unternehmen gestartet wurde, macht mich betroffen. Die Art und Weise dieser Kommunikation gegen uns und persönlich gegen Mitarbeitende von uns erschüttert mich.“

In die Sonnenfeldsche Kategorie F fallen auch so bekannte Unternehmen wie Metro, New Yorker, Storck (Süßwaren Toffifee, Merci, Nimm 2) und Liebherr (Krane, Baumischen, bekannt sind Kühlschränke dieser Marke aus dem Werk in Lienz). Weswegen tun sich die Firmen das an?

Der Lebensmittelkonzern Metro betreibt in Putins Reich 93 Großmärkte mit rund 10.000 Mitarbeitern und weist darauf hin, er trage damit zur Lebensmittelversorgung der russischen Bevölkerung bei. Der Pharma- und Chemieriese Bayer – er rangiert in Kategorie E, gehört damit nicht zu den ganz Bösen – setzt die Versorgung der Russen mit Medikamenten (darunter dringend benötigte Krebsmittel) fort, liefert Saatgut und Pflanzenschutzmittel.

Die Unternehmensgruppe Liebherr wiederum hält 2.300 Menschen in Lohn und Brot, ist seit 1965 in Russland aktiv, stellt in den dortigen Produktionswerken  Bestandteile her, die in der internen Lieferkette für die Schwesterwerke in Mittel- und Westeuropa unverzichtbar sind. In einer Liebherr-Stellungnahme ist zu lesen:

„Weder unsere Kunden noch unsere Beschäftigten tragen eine persönliche Verantwortung für den Krieg in der Ukraine. Wir sehen uns daher unverändert in einer Fürsorgepflicht gegenüber unseren russischen Mitarbeitern.“

All das dürfte Wissenschaftler wie Jeffrey A. Sonnenfeld wenig interessieren. Auch nicht der Umstand, wonach ausländische Firmen, die ihre Tätigkeit in Russland beenden, mit einer Enteignung durch die Moskauer Behörden zu rechnen hätten …

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