Autor: E.K.-L. Bild: Pixabay Lizen: –
Über eine bemerkenswerte Konferenz in Florida
Die Edmund Burke Stiftung (Edmund Burke Foundation; EBF) ist ein Institut, das im Januar 2019 mit dem Ziel gegründet wurde, die Prinzipien des nationalen Konservatismus in westlichen und anderen demokratischen Ländern zu stärken. Die Stiftung verfolgt Forschungs- und Bildungsvorhaben, die auf dieses Ziel ausgerichtet sind.
Die Stiftung veranstaltete zwischen Mai 2019 und Februar 2020 eine Reihe öffentlicher Konferenzen zum nationalen Konservatismus, Tagungsorte waren London, Washington und Rom. Bei derartigen Treffen werden den Teilnehmern Forschungsergebnisse vorgestellt, Schwerpunkt ist ein Meinungsaustausch zwischen Forschern, Politikern, Publizisten und Journalisten.
Die jüngste National Conservatism Conference fand vom 31. Oktober bis 2. November 2021 in Orlando, Florida, statt. Von ihr soll hier berichtet werden. Hauptquelle dafür ist das renommierte, bereits seit 1857 (!) erscheinende Monatsmagazin The Atlantic mit einer derzeitigen Druckauflage von 435.000 Exemplaren.
Zur Sache: Nationaler Konservatismus ist eine Bewegung von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Journalisten, Wissenschaftlern und Studenten, die verstehen, dass die Vergangenheit und Zukunft des Konservatismus untrennbar mit der Idee der Nation, dem Prinzip der nationalen Unabhängigkeit und der Wiederbelebung der einzigartigen nationalen Traditionen verbunden sind. Ideen, die allein die Macht haben, ein Volk zusammenzuhalten und sein Gedeihen herbeizuführen. Es handelt sich um den Versuch, die reiche Tradition des nationalkonservativen Denkens als intellektuell ernsthafte Alternative zu den Exzessen des puristischen Libertarismus zurückzugewinnen und wieder zu konsolidieren.
Einer der interessantesten Rednerinnen der Konferenz war Rachel Bovard, Mitarbeiterin verschiedener Mandatare der Republikaner im Senat und im Repräsentantenhaus. Sie ist jetzt politische Direktorin des Conservative Partnership Institute, dessen Aufgabe es ist, die konservative Bewegung auszubilden, auszurüsten und zu vereinen. Die junge Frau ist klug, fröhlich und lustig und hat eine Nebenbeschäftigung als – Sommelière.
Eine der Ideen, die Bovard aufgreift, ist, dass die Konservativen in der Vergangenheit unerträglich naiv waren. Sie dachten, dass Liberale und Konservative beide das Beste für Amerika wollen und sich nur nicht darüber einig sind, wie man dorthin kommt. Aber das stimme nicht, denn, so Bovard:
Aufgeweckte Eliten – zunehmend die Mainstream-Linke dieses Landes – wollen nicht, was wir wollen. Was sie wollen, ist, uns zu zerstören. Sie werden nicht nur jede ihnen zur Verfügung stehende Macht nutzen, um ihr Ziel zu erreichen, sondern sie tun es bereits seit Jahren, indem sie jede kulturelle, intellektuelle und politische Institution dominieren.
Und was könne man gegen diese Achse des Bösen – eine veritable Verschmelzung von Kulturkrieg und Klassenkampf zu einer epischen marxistischen Götterdämmerung – tun? Überwiegende Antwort: Konzerne, die wirtschaftliche, mediale und kulturelle Dominanz erheischen, im Interesse der Freiheit mit staatlichen Mitteln zerschlagen.
Bovard skizziert einen totalitären Kult von Milliardären und Bürokraten, von Privilegien, die durch Mobbing aufrechterhalten werden, gestärkt durch die ausgefeiltesten Überwachungs- und Kommunikationstechnologien der Geschichte. Die überwiegende Mehrheit der Konferenzteilnehmer nimmt diese Gedankengänge mit Begeisterung auf.
Konservative Redner beim Treffen in Orlando rezipieren auch als links geltende Ansätze wie das Diktum von der Erringung der kulturellen Hegemonie (Gramsci) oder den Gedanken über die repressive Toleranz der spätkapitalistischen Gesellschaft (Marcuse), um den Feind mit dessen eigenen Waffen zu schlagen. Atlantic-Mitarbeiter David Brooks berichtet: „Wenn ich jedes Mal einen Schnaps hätte trinken müssen, wenn ein Redner Herbert Marcuse oder Antonio Gramsci zitierte, wäre ich an einer Alkoholvergiftung gestorben“.