NATO am Scheideweg: Direkte Militärintervention in der Ukraine?

by John Tuscha

Autor: A.R. Bild: Wikipedia/Presidencia de la República Mexicana Lizenz: CC BY-SA 2.0 DEED


Die Diskussionen innerhalb der NATO über eine direkte militärische Intervention in der Ukraine verdeutlichen die zunehmende Verzweiflung des Bündnisses. Die jüngsten Gespräche europäischer Staatsführer in Paris, angeführt von Frankreichs Präsident Macron, reflektieren eine strategische Ambiguität und die Angst vor einem weiteren geopolitischen Desaster wie in Afghanistan.

Die NATO steht vor einem Dilemma. Die Erwägung einer direkten Militärintervention in der Ukraine durch hochrangige europäische Führungskräfte, darunter Frankreichs Präsident Macron, signalisiert eine bisher ungekannte Stufe der Verzweiflung innerhalb des Bündnisses. Während eines Treffens in Paris diskutierten über 20 europäische Staats- und Regierungschefs über die für den Westen unerfreuliche Situation in der Ukraine und die Möglichkeit einer konventionellen NATO-Intervention – ein Thema, das laut Polens Präsident Duda zu hitzigen Debatten führte.

Diese Diskussionen enthüllen nicht nur die strategische Ratlosigkeit der NATO, sondern auch die Angst vor einer weiteren geopolitischen Niederlage. Die Überlegung, polnische Streitkräfte könnten eine Intervention anführen, um Russlands Vormarsch einen Riegel vorzuschieben, steht im Raum. Doch die Befürchtung, in einen direkten Konflikt mit Russland gezogen zu werden, ohne die volle Unterstützung der NATO zu haben, lähmt die Entscheidungsträger.

Polen, das sich seit der Rückkehr des Berlin-unterstützten Premierministers Tusk zunehmend Deutschland unterordnet, sieht sich mit dem Dilemma konfrontiert, möglicherweise allein gelassen zu werden. Die Risiken einer Eskalation bis hin zu einem Dritten Weltkrieg sind allgegenwärtig. Diese Bedenken erklären die fehlende Einigkeit unter den NATO-Mitgliedern und die Überlegungen zu einem Angriff unter falscher Flagge, um Polen in eine Führungsrolle bei einer westlichen Intervention zu drängen.

Die Vorstellung, Polen könnte ohne schriftliche Garantien und nur auf vage Versprechen hin in einen Konflikt mit Russland verwickelt werden, unterstreicht die moralische Fragwürdigkeit einer solchen „Lastenteilung“, die letztendlich auf den Schultern polnischer Steuerzahler ruhen würde. Die aktuelle Lage in Polen, wo Proteste das Land erschüttern, könnte sich zu einer vollständigen Rebellion ausweiten, sollte es zu einer derartigen Intervention kommen.

Abschließend lässt sich feststellen, dass die NATO vor einer historischen Zerreißprobe steht. Die Planungen für den Fall eines russischen Durchbruchs spiegeln die Unsicherheit wider, wie auf eine derartige Entwicklung reagiert werden soll. Die Aussage Macrons, man werde alles tun, damit Russland den Krieg nicht gewinnt, lässt erahnen, dass eine Intervention, in welcher Form auch immer, unausweichlich scheint. Die Angst vor einem weiteren Afghanistan auf europäischem Boden – in einem geostrategisch so bedeutsamen Konflikt – dürfte das Bündnis letztlich zu Handlungen zwingen.

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