„Offizielle Stellen sehen weg“

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Autor: Bild: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Lizenz: –


Ex-Vizekanzler Strache im ZZ-Gespräch

Seit dem Selbstmord der oberösterreichischen Ärztin ist „Hass im Netz“ ein großes Thema, das von den Medien ausführlich behandelt wird. Als Sie im medialen Blickpunkt standen, war das interessanterweise kein Thema, wie haben Sie das erlebt?
H.-C. Strache: Es macht einen sehr betroffen, wie einseitig dieses Thema gelebt wird. Wenn man Hass im Netz bekämpft, so ist das wichtig. Dann aber bitte generell, egal gegen welches politische Lager, gegen welchen politischen Vertreter er sich richtet. Leider hat man da den Eindruck, dass die offiziellen Stellen gerne wegsehen, wenn es zum Beispiel gegen mich gerichtet ist. Da gibt es keine Sensibilität. Wenn man bedroht oder verächtlich gemacht wird, sowohl persönlich als auch die Familie, da hört man keine Stimmen dagegen, auch nicht vom Bundespräsidenten oder sonst wem, der sonst sehr schnell betroffen sein kann.

Ist diese Betroffenheit ein einseitiges politisches Thema?
Strache: Das erschreckt schon, wie einseitig, offenbar infolge einer politischen Motivation hier vorgegangen wird.
Wird nicht sehr oft versucht, linken Hass im Netz mit dem Verweis auf „Kunst“, siehe Schlingensief, schönzureden?
Strache: Ich habe es selbst erlebt, dass die Sozialistische Jugend mit Plakaten demonstriert hat, auf denen stand „Ein Baum, ein Strick, für Strache sein Genick“. Solche Aufrufe von sozialistischen Jugendorganisationen entsetzen ganz besonders, wenn sie dann von Verantwortlichen heruntergespielt werden. Wenn die politische Linke jede Methodik, wenn sie gegen „Rechts“ gerichtet ist, rechtfertigt und sich dabei sehr oft hinter Kunst und Kultur versteckt.

Sie haben den Hass ja in doppelter Hinsicht zu spüren bekommen. Auf der einen Seite von der in den Medien verbreiteten öffentlichen Ansicht, auf der anderen, gab es aber auch jede Menge innerparteilicher Gegnerschaft. Kann man das so sehen, war auch in dieser zweiten Hinsicht eine Beteiligung des Internets feststellbar?
Strache: Es wurden, so glaube ich, alle Kanäle eingeschaltet. Ich habe zu zahlreichen Gesinnungsfreunden, freiheitlichen Gesinnungsfreunden, bis heute guten Kontakt. Einzelne Netzwerke, die ich in meiner 15 Jahre andauernden Tätigkeit als Parteichef gepflegt habe. Als dann der Rufmord an mir begangen wurde, als Vorverurteilungen stattgefunden haben, wurde das von manchen in der Partei als „real“ aufgenommen, obwohl sie falsch waren. Und das ist etwas, was mich schon ganz massiv beschäftigt, auch heute noch.

Das Gespräch führte Walter Tributsch.

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Hass im Netz – ZurZeit Nr. 34 - ZurZeit 27. August 2022 - 13:48

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