Othmar Karas reitet wieder!

by John Tuscha

Autor: E.K.L. Bild: Wikipedia/Saeima Lizenz: CC BY-SA 2.0 DEED


Es verdichten sich die Gerüchte über eine eigene Liste bei der Nationalratswahl

Was bewegt derzeit die Menschen in Österreich: Ist es die Drohung von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), einer blau-türkischen Koalition als Minister nicht mehr zur Verfügung zu stehen? Oder die Träume eines roten Hinterbänklers von einem ius primae noctis für Dorfbürgermeister? Aber wo!

Nein, Österreich rätselt vielmehr über die Pläne eines Staatsmannes, konkret: ob Othmar Karas die anstehende Nationalratswahl mit einer eigenen Liste aufmischt. Vielleicht zusammen mit Schwergewichten wie Franz Fischler oder Bernhard Görg.

Karas hält sich bedeckt. Aber woke Kräfte hoffen, sein Antreten würde die ohnedies gebeutelte ÖVP noch mehr schwächen und sie in eine Ampelkoalition mit Rot und Grün hineinzwängen, gleichsam als fünftes Rad. Daher gibt das Tagblatt „Der Standard“ Herrn Karas am Dreikönigstag Raum für einen Kommentar. Der Titel ganz seriös: „Staatspolitische Verantwortung vor Parteitaktik stellen“.

O. K. hebt feierlich an: „Ich bin der festen Überzeugung, dass nach Jahren der Unruhe, der Turbulenzen und des Misstrauens, die Zeit für eine Politik der besten Inhalte, des Kompromisses und der Zusammenarbeit gekommen ist. Das mag fad klingen, ist aber genau das, was unser Österreich gerade jetzt braucht.“ Karas meint damit in aller Bescheidenheit: Esmag fad klingen, aber unser Österreich braucht gerade jetzt – mich!

Zudem beklagt sich Karas, wie sehr er in den letzten Jahren in Brüssel ausgenützt worden sei: „25 Jahre darf und durfte ich im EU-Parlament arbeiten, verhandeln, gestalten. Die vielen nächtlichen Verhandlungsrunden – meist zu meinem legislativen Steckenpferd, der Banken- und Finanzmarktregulierung (Stichwort: fad, aber wichtig) – belohnt niemand.

Meiner Seel‘, der Arme! Sein stets etwas fahler Teint spricht für die durchlittene Knechtschaft. Dass Karas über seine Gage schweigt, versteht sich von selbst: karges Salär, ein paar Kreuzer Sitzungsgeld, vernachlässigbar geringer Spesenersatz. Gerade, dass man halt durchkommt.

Dann noch die Demütigungen: Angeblich habe er als junger Mann eine Unfallrente von 17.000 Schilling monatlich gekriegt, man munkelt über eine Gehirnerschütterung auf der Skipiste und ein Schleudertrauma nach zwei Autounfällen. Daneben bezog er sein Abgeordnetensalär und als dritte Verdienstquelle ein Entgelt in unbekannter Höhe als Vorstandsassistent in der Bundesländer-Versicherung. Zu dem Posten in der Bundesländer-Versicherung sei er, so böse Zungen, nur durch Fürsprache gekommen. Apropos Vitamin P: Gegen Protektion sind ja immer nur diejenigen, die selber keine haben.

Als Ausgleich für das Erdulden böser Gerüchte, und auch für sein Schuften in Brüssel, sei Othmar Karas sohin gegönnt, im kommenden Herbst seine Partei durch eine separate Kandidatur zu schwächen. Vielleicht entgelten es ihm die Roten, indem sie für ihn eine hoffentlich bald freiwerdende Stelle in der Hofburg reservieren.

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