US-Demokraten paktieren mit Brüssel in Brexit-Frage
„Pläne halten nur bis zur ersten Feindberührung“, wusste schon der Chef des preußischen Generalstabes Helmut von Moltke der Ältere. In diesem Sinne kündigte die Mehrheitsführerin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi an, gegen ein Abkommen zwischen den USA und Großbritannien zu stimmen, welches eine befriedigende Lösung zwischen Nordirland und der Republik Irland beinhaltet.
Mehrerlei Überlegungen können zu diesem Entschluss geführt haben bzw. eine Kombination dieser Überlegungen. Zuallererst die Iren. Ein kleines, mittlerweile wohlhabendes Land in Europa, welches noch immer gewisse Ressentiments gegenüber Großbritannien hegt, was sich beispielsweise in der Ablehnung einer Mitgliedschaft in der NATO manifestiert.
Zahlenmäßig bedeutsamer sind die Nachkommen irischer Einwanderer in den USA. Jahrzehntelang bildeten sie ein zuverlässiges Elektorat für die Demokraten in den nördlichen Bundesstaaten. Mit den Kennedys stellten sie eine schillernde Politikerdynastie, welche sogar den ersten und bislang einzigen katholischen Präsidenten Amerikas hervorbrachte.
Setzen die Demokraten auf Unterstützung irischstämmiger Wähler? So wie seinerzeit 1920, als sich die Iren, Deutschen und Italiener enttäuscht von den Demokraten abwandten? Ob unbefriedigender Friedensbedingungen für ihre Herkunftsländer sowie die Einführung der Prohibition, was whiskeytrinkende Iren, biertrinkende Deutsche und weintrinkende Italiener entsprechend an den Wahlurnen goutierten.
Diese Überlegung untermauert den Holzweg, auf dem sich die Demokraten befinden. Je länger die Einwanderungswellen zurückliegen, um so stärker erfolgt die Integration in die anglo-protestantische Kultur. Tatsächliche Ethnie bzw. Konfession spielt hierbei eine immer geringer werdende Rolle.
Andernfalls wäre es nicht erklärbar, dass Trump im „German Belt“ 2016 gewonnen hatte. Der Verfasser dieser Zeilen kann sich noch gut an Strasburg, Pennsylvania, 2008 erinnern. In den Vorgärten standen „McCain“-Schilder und amerikanische Flaggen. Ein Unternehmen warb mit „John D. Bachman. Supervisor“. Aus der „Nähe“, Minnesota, stammte die republikanische Abgeordnete Michele Bachmann.
Die überraschend guten Ergebnisse Trumps im „German Belt“ sind nicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass er der erste aussichtsreiche deutschstämmige Kandidat seit Eisenhower war, sondern dass er die Wählerschaft mit den richtigen Themen und den richtigen Schwerpunkten angesprochen hat. Seine kritische Haltung zur deutschen Bundesregierung und zu den Schwerpunkten dieser haben ihm nicht geschadet. Im Gegenteil. Und er hat bei seiner Kritik immer zwischen Deutschen und deutscher Regierung unterschieden.
Daher werden irischstämmige Wähler das Pelosi-Manöver nicht goutieren. Es geht um ihre Jobs, um ihre Familien, um die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder. Es geht um ihre Nation. Und das ist Amerika. Rückwärtsgewandte Spaltungstendenzen a la „Back to the Future“ werden nicht greifen.
Was ebenfalls übersehen wird, ist die große Skepsis der Iren in Europa gegenüber Brüssel. Der Vertrag von Lissabon musste zweimal zur Abstimmung gebracht werden, um eine Mehrheit zu finden. Paris, Berlin, Brüssel und nun auch die US-Demokraten spielen diese Partie nochmals. Diesmal mit den Briten. Eine Überprüfung der Anruflisten von Pelosi und Merkel würde wenig Überraschendes zu Tage fördern.
Letztendlich kommt Forbes Aussage über die Opposition zum Tragen: Würde Trump behaupten, die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter, widersprächen ihm alle.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America Lizenz: CC BY-SA 2.0]