Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/The Presidential Office of Ukraine
Dem ukrainischen Präsidenten ist deren Schicksal gleichgültig
Gewiss, Weißrussland – das viele Berichterstatter Belarus heißen, weil das ja viel hipper klingt – hat sein Territorium den russischen Truppen als Aufmarschgebiet gegen die nördliche Ukraine zur Verfügung gestellt und damit Putins Vorstoß in Richtung Kiew erleichtert. Wie man weiß, ist Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko mehr oder minder ein Vasall des Moskauer Kremls. Doch ein bedeutender Anteil der weißrussischen Bevölkerung hegt Sympathien für die Ukraine. Bisher. Denn dieser Tage stößt Wolodymyr Selenskij die Bürger seines nördlichen Nachbarn recht brüsk zurück.
Der ukrainische Präsident gewährt am Sonntag, dem 27. März, mehreren unabhängigen russischen Medien – Onlinenachrichtenplattform Meduza, TV-Sender Doschd sowie der Wirtschaftszeitung Kommersant – ein Interview in Form eines anderthalbstündigen Videogesprächs. Da er sich recht freimütig über die Lage äußert, warnt die Moskauer Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor ohne Angabe von Gründen vor einer Veröffentlichung. Eine unbeabsichtigte PR-Aktion der Zensurbehörde, denn dadurch wird das Interview erst so richtig publik und findet via Youtube seinen Weg zum interessierten Publikum.
Wie die weit linksstehende Berliner taz (Tageszeitung) am 30. März unter dem vielsagenden Titel Sind die Belarussen Selenskij wirklich total egal? berichtet – der Text stammt aus der Feder einer anonym bleibenden Minsker Journalistin –, sind weißrussische Intellektuelle, die sich das Gespräch angesehen haben, not amused. Mit Recht erwarten sie eine moralische Unterstützung in ihrem Kampf gegen Lukaschenko. Speziell eine Äußerung Selenskijs stößt vielen in Weißrussland sauer auf, nämlich:
Wenn wir den Krieg beenden können und Lukaschenko sich dann wieder fühlt wie der Herr im Haus – dann soll er halt. Mir ist das, ehrlich gesagt, völlig egal. Das ist generell die Entscheidung der Belarussen, aber ganz sicher nicht unsere.
Viele Weißrussen standen bisher auf der Seite der Ukraine, manche haben sogar aktiv den Kriegseinsatz der Russen heimlich sabotiert, etwa indem sie Bahnstrecken beschädigten. Nun aber geht so manchem das Licht über Selenskijs wahre Natur auf und man erinnert sich lebhaft an das Desinteresse der Ukraine an den Protestbewegungen in Minsk. Weil es dem Selenskij-Regime wichtiger war, die Wirtschaftsbeziehungen mit Lukaschenko aufrechtzuerhalten.
Da zeigt einer sein eiskaltes wahres Gesicht. So ist dieser Schauspieler und Komiker halt, der im Westen hymnisch gelobte Kiewer Heldenpräsident. Bis hin zu bizarren Forderungen nach seiner sofortigen Heiligsprechung (santo subito). Für sein Duell mit Putin fordert Selenskij einen NATO-Militäreinsatz (Flugverbotszone) und nimmt dafür sogar einen atomaren Krieg in Kauf. Das Geschick der Bürger seines nördlichen Nachbarn lässt ihn hingegen völlig kalt. Mit anderen Worten: Der Mann ist ein Egozentriker der Sonderklasse.