Autor: E.K.-L. Bild: Flickr/IAEA Imagebank Lizenz: CC BY 2.0
In diesem Zusammenhang seien g‘schamigst ein paar Fragen gestellt …
So, so. Der Mann in der Hofburg – er steht im achtzigsten Lebensjahr, da sollte man ihm gegenüber schon etwas nachsichtig sein – folgt seinem Gewissen, wenn er meint, er könne so mir nix, dir nix einen guten Brauch in Frage zu stellen. Nämlich die Usance, den Obmann der stimmenstärksten Partei mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Diese Usance ist sozusagen geronnener Volkswille, aber gut, man kann formaljuristisch-bockig sein, sich auf sein subjektives Gewissen berufen. Dann geht es einem so wie Herrn Thomas Klestil selig, der dann doch die Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen musste und dem halt nur eine möglichst böse Miene bei der Angelobung der Regierung Schüssel I als Zeichen seines Unwillens blieb. Was allerdings kaum jemanden beeindruckt hat.
Wenn also der betagte Bewohner der Hofburg schon so auf seinem Gewissen herumreitet, dann seien ihm ein paar Fragen gestellt, die er möglichst gewissenhaft beantworten sollte:
- Wie nennen Sie eine Vorgangsweise, sich mittels Vorzugsstimmen in den Wiener Landtag wählen zu lassen und dann trotzdem im Nationalrat zu verbleiben?
- Wie nennen Sie das, wenn ein verheirateter Mann ein Verhältnis mit einer anderen Frau anfängt?
- Sie haben nach eigenem Bekunden zumindest einmal die Kommunistische Partei Österreichs gewählt, also eine politische Gruppierung, die während der Existenz der Sowjetunion und des Ostblock die Einbeziehung unserer Heimat in den kommunistischen Machtbereich angestrebt hat. Unsere Landsleute sollten sohin in einer KP-Diktatur hinter dem Eisernen Vorhang leben. Durch Ihre Stimme für die KPÖ haben Sie sich mit diesem Ziel identifiziert. Darf man das als Dank dafür betrachten, dass Sie in den 1950er-Jahren großzügig die österreichische Staatsangehörigkeit erhalten haben?
Auf Ihre Antworten, lieber Herr Van der Bellen, darf man gespannt sein.