Gütesiegel

by admin2

Autor: Manfred Tisal Bild: PxHere Lizenz: –


„Wenn ich auf´s Gütesiegel schau.“ Ein Spruch, den wir alle aus der Werbung kennen und der uns einsuggerieren soll, wie vertrauensvoll wir auf jene Waren blicken können, die uns aus den Verkaufsregalen der Lebensmittelgeschäfte anlachen. Qualitätssiegel, die uns sagen, dass es sich um streng geprüfte Qualität, sowohl in punkto Tierhaltung als auch Verarbeitung handelt. Vor allem um österreichische Qualität. Und dann liest man in den Tageszeitungen von nicht artgerechter Tierhaltung bei einem AMA-zertifizierten Mastbetrieb, in dem sich Schweine aus Platzmangel gegenseitig Ohren und Schwänze anknabbern und Rinder im eigenen Dreck unterernährt verenden.

Bei Gott kein Einzelfall. Man liest von nicht artgerechten, also „untierischen“ Lebendtiertransporten, kreuz und quer durch Europa. Man liest von in Biobetrieb-zertifizierten eingesperrten Milchkühen ohne Auslaufmöglichkeiten und vieles mehr. Man liest von Tiertransporten aus dem Ausland, denen mit Tierarztstempel die österreichische „Staatsbürgerschaft“ verliehen wird, um dann mit dem Agrarmarkt Austria Gütesiegel versehen, die Reise in die heimischen Supermärkte anzutreten. Dort werden sie, zum Leidwesen der wirklich auf Qualität bedachten Bauern, zu von Diskontern diktierten Dumpingpreisen angeboten. Kaum in der Pfanne, wird dann das Schnitzerl zum Witzerl. Und feine Gaumen erschmecken das Silofutter, auch wenn „Almheugefüttert“ draufsteht. Aber macht nichts, Hauptsache der Preis stimmt.

Den Großen und damit der Massentierhaltung gehört die Zukunft. Sie werden gefördert. Ihre Dampfstrahl gereinigten Ställe und gestriegelten Tiere in vollautomatisch und computerüberwacht entmisteten Stallungen wird in der Werbung Aufmerksamkeit geschenkt. Eine nur scheinbar heile Welt, die jene in den Hintergrund drängt, die zweimal täglich mit der Mistgabel den Dreck putzen, aber ihre Tiere mit frischem Heu füttern und ihnen auch die Möglichkeit geben, im Freien ihr Futter zu finden. Der klassische Bauer, der seine Kälber auf die Alm, nicht zuletzt zur Flurpflege treibt, ist der Dumme, der den Kürzeren ziehen muss. Und der Konsument, der fressen muss, was ihm mit Güte- und Qualitätssiegeln aufgetischt wird, natürlich auch.

Auch die Gesetzeslage in unserem Land trägt viel zu den Gütesiegel-Auswüchsen bei. Schlachtung, ohne den Stress für die Tiere zu berücksichtigen, gibt es nur in zertifizieren Betrieben. Und wie es da zugeht wage ich nicht zu erahnen. Vielleicht sollte man ein Gesetz verabschieden, das es „Zertifierungsorganisationen“ bei strenger Strafe verbietet, Zertifizierungen an Betriebe zu verleihen, die es nicht verdienen. Auf der Schnitzelverpackung könnte dann stehen: „Produkt aus Massentierhaltung“.

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