Französische Präsidentenwahl: Überseegebiete stimmen überwiegend für Marine Le Pen

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/VOX España Lizenz: Public Domain Mark 1.0


Anhänger des Alt-Linken Jean-Luc Mélenchon laufen in Scharen zur RN-Bewerberin über

Völlig anders als im Mutterland sind – sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang – die Ergebnisse in den überseeischen Gebieten. Hier vermag am 10. April der linke Bewerber Jean-Luc Mélenchon eine reiche Ernte einfahren. Zwei Wochen später heißt die große Gewinnerin hingegen Marine Le Pen.

In Französisch-Guayana, gelegen im Norden von Südamerika, landet Mélenchon im ersten Durchgang mit 50,6 % einen Sieg der Sonderklasse; hinter ihm Le Pen (17,7 %) und Macron (14,2 %). Am 24. April lautet das Ergebnis hingegen: 60,7 % für Marine Le Pen.

Auf den Karibik-Inseln Saint-Martin und Saint-Barthélemy liegt der Altlinke am 10. April ebenfalls in Front, aber nur mit bescheidenen 28,1 %, gefolgt von Macron (24,8 %) und Le Pen (17,3 %).  Zwei Wochen später holt sich Marine Le Pen den Sieg, 55,4 %.

Auf Guadeloupe fährt Monsieur Mélenchon im ersten Durchgang überragende 56,2 % (!) ein und deklassiert somit den Rest der Mitbewerber (Le Pen 17,9 %, Macron 13,4 %). Zwei Wochen später sind aus den Anhängern Mélenchons offenbar in ganz überwiegendem Ausmaß Fans von Marine Le Pen, der Femme d´État, geworden, sie heimst satte 69,6 % ein.

Und auf Martinique? Ein ähnliches Bild! Der Altlinke am 10. April souverän vorne mit 53,1  %! Damit lässt er die anderen ziemlich alt ausschauen: Macron 16,3 % und Le Pen 13,4 %. Und zwei Wochen später? Auch hier gehen Mélenchon-Wähler in Masse zur RN-Bewerberin über, sie holt sich 60,9 % der Stimmen.

Wenden wir uns nun den beiden Fischerinseln Saint-Pierre und Miquelon im Nordatlantik vor der Küste Kanadas zu. Im ersten Durchgang wie gewohnt: Mélenchon mit 40,1 % weit vor Macron (19,8 %) und Le Pen mit knapp siebzehn Prozent. Im zweiten Durchgang behält Marine Le Pen mit 50,7 % knapp die Oberhand.

Nächster Schauplatz ist der Indische Ozean. Auf Réunion zeichnet sich ein gänzlich anderes Bild ab. Marine Le Pen führt hier am 10. April mit 29,5 %, gefolgt von Macron mit 23,8 %. Für Mélenchon sind bloß 15,1 % der Insulaner. Vierzehn Tage später sind 59,6 % für Madame Le Pen.

Auf dem Eiland Mayotte stimmen am 10. April die Eingeborenen mehrheitlich für Marine Le Pen (42,7 %), hinter ihr der Altlinke mit 24 Prozent. Macron dürfte hier nicht sonderlich populär sein – magere siebzehn Prozent. Am 24. April vermag Le Pen ihren Anteil auf 59,1 % steigern.

Dafür ist der Präsident im Stillen Ozean ein Zugpferd. Auf den Inseln Wallis und Futuna geben ihm im ersten Durchgang 39,5 % der Wähler ihre Stimme. Am zweiten Platz ist, große Überraschung (im Mutterland knapp unter fünf Prozent), die konservative Kandidatin Valérie Pécresse mit 25,3 %. Am 24. April sind knapp mehr als zwei Drittel für den Amtsinhaber (67,4 %). Auch in Neu-Kaledonien ist Macron vorne: Zuerst mit 40,5 %, in der Stichwahl mit 61 Prozent.

Damit ist die Strategie Le Pens, nämlich das Augenmerk auf die Inflation zu richten, zumindest in den Überseegebieten voll aufgegangen. Die dortigen Mélenchon-Wähler, meist Bürger mit eher wenig Einkommen und Besitz, haben ihr dort – wie auch in den nördlichen Departements (z. B. Pas-de-Calais) des Mutterlands – ihre Stimme gegeben.

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