Kirchenoberhaupt spricht in Interview vom „Bellen der NATO vor der Tür Russlands“
Erstaunlich offene Worte zu den Ursachen des Ukrainekriegs fand Papst Franziskus. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ meinte das Kirchenoberhaupt, die Osterweiterung der NATO könnte der Grund gewesen sein, der Russlands Präsident Wladimir Putin zum Einmarsch in der Ukraine bewogen haben könnte. Konkret sprach Franziskus vom „Bellen der NATO vor der Tür Russlands“. Außerdem sagte der Pontifex: „Ich kann nicht sagen, ob seine (Putins, Anm.) Wut provoziert wurde, „aber ich vermute, dass sie vielleicht durch die Haltung des Westens begünstigt wurde“.
Tatsächlich ist der Ukrainekrieg eine Folge des rücksichtslosen US-Imperialismus, der auf die Unterwerfung Russlands abzielt, wobei die NATO eine herausragende Rolle spielt. Der Kreml hat nicht vergessen, wie sich im Vorfeld der deutschen Wiedervereinigung der sowjetische Führer Michael Gorbatschow von den USA mit leeren Versprechen einlullen ließ. Am 9. Februar 1990 etwa versprach US-Außenminister James Baker Gorbatschow, dass „die gegenwärtige militärische Zuständigkeit der NATO nicht einen Zentimeter (im Original: „not an inch“) in östliche Richtung ausgedehnt wird“.
Bemerkenswert ist jedenfalls die Offenheit, mit der Papst Franziskus über die Ursachen des Ukrainekriegs sprach. Und das möglicherweise nicht ohne Hintergedanken, schließlich bemüht sich das Oberhaupt der katholischen Kirche seit Mitte März erfolglos um ein Treffen mit Putin. „Wir haben noch keine Antwort erhalten und wir versuchen es weiter, auch wenn ich befürchte, dass Putin dieses Treffen zu diesem Zeitpunkt nicht haben kann und will“, erklärte der Papst gegenüber „Corriere della Sera“.