Autor: U.K. MichaelM auf Pixabay L
Nun ist es offiziell
Der Druck der galoppierenden Preise ist jetzt selbst für Frau Lagarde zu groß geworden: Angesichts der historischen Rekord-Inflation in der Euro-Zone hat heute nachmittag die Europäische Zentralbank EZB das Ende der Ära des billigen Geldes verkündet. Als letzte der großen Zentralbanken der Welt beschloss der EZB-Rat auf seiner heutigen Sitzung in Frankfurt, das umstrittene Anleiheankaufprogramm (Asset Purchase Programme – APP) nun endlich zurückzufahren und stellte für Mitte Juli eine Erhöhung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte in Aussicht. Allerdings soll das Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme – PEPP), mit welchem die durch Corona-Maßnahmen ausgelösten Wirtschaftsprobleme gemildert werden sollen, bis Ende 2024 weiterlaufen.
Auch wenn diese Maßnahmen einen Kollegen vom deutschen Focus-Magazin zur trefflichen Bemerkung „das Inflations-Feuer mit der Wasserpistole bekämpfen“ veranlassten, ist dies eine grundlegende Trendwende in der europäischen Währungspolitik. Denn die letzte Zinsanhebung durch die EZB war in 2011, und seitdem wurde die Euro-Zone mit Geld geflutet, um den hochverschuldeten Südländern das Überleben zu sichern und diverse Krisen, ob hausgemacht oder nicht, abzufedern.
Damit ist nun definitiv vorbei, mit weitreichenden Konsequenzen für staatliche und private Schuldner. Die Kreditaufnahme für Staatsschulden wird deutlich teuer, ein Effekt, den der Autor an dieser Stelle schon Mitte Februar korrekt vorhergesagt hatte (ZurZeit berichtete). Aber auch private Bauherren und Immobilienkonzerne werden diese Trendwende schnell zu spüren bekommen.
Die Finanzmärkte reagierten prompt und deutlich auf den EZB-Politikwechsel. Binnen einer Stunde nach Bekanntgabe waren die Umlaufrenditen für 10-jährige Staatsanleihen, ein Maß für die Kosten, die der Finanzminister fürs Schuldenmachen aufwenden muss, bereits massiv in die Höhe gesprungen. Für Österreich liegt diese bei Redaktionsschluß bei fast 2 %, und Deutschlands „10-Jährige“ rentieren jetzt bei etwa 1,45%, ein Renditesprung von 6,5% innerhalb einer Stunde, verglichen mit dem Zinswert vor der EZB-Pressekonferenz. Zum Vergleich: Im letzten Herbst konnten sich beide Länder noch über negative Zinsen freuen, sie „verdienten“ beim Schuldenmachen quasi Geld.
Noch schlimmer trifft es das hochverschuldete Italien, wo die aktuell bei 3,6 % Rendite liegen. Ein Wert, bei dem die gigantischen Staatsschulden des Landes langsam untragbar werden, und der eine neue Zerreissprobe in der Euro-Zone provozieren könnte.