Autor: U.K. Bild: Bruno /Germany auf Pixabay
Die Realität zwingt die Zentralbank zu grundsätzlicher Kurskorrektur
Heute mittag hat die Europäische Zentralbank EZB in Frankfurt erneut die Zinsschraube angezogen, diesmal um gleich 0,75%. Damit liegt der Referenzinssatz „Deposit Rate“, zu dem die Banken der Euro-Zone Bargeld übernacht bei der EZB parken können, bei nun 0,75%, und die „Refinancing Rate“, zu der man ebenfalls kurzfristig frisches Geld leihen kann, bei 1,25 Prozent. Weitere Zinserhöhungen im Laufe des Jahres sind sehr wahrscheinlich.
Von daher ein wichtiger Schritt zurück zu normalen Zinsniveaus. Allerdings erfolgte das nicht freiwillig, sondern unter massiven Druck der gallopierenden Inflation und der Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.
Besonders bemerkenswert, dass die EZB nun erstmals in ihrem Sitzungs-Kommuniqué zugibt, dass die Inflation, derzeit offiziell 9,1% in der Euro-Zone, nicht nur „vorübergehend“ ist, sondern im Gegenteil „in naher Zukunft weiter ansteigen dürfte“.
Für den Autor ist diese Aussage späte Genugtuung. Denn bereits im Sommer 2021 warnte er auf ZurZeit, online und in der Print-Ausgabe, vor den Folgen der fundamental begründeten Inflation, gerade im Energiesektor, und erntete dafür viel Kritik vom Mainstream und den offiziellen Stellen. Denn laut damaliger EZB-Prognosen sei die Inflation „nur dem Post-Corona Aufschwung“ geschuldet und würde spätestens im Herbst 2022 wieder auf normale Werte zurückkehren.
Nun, wessen Prognose richtig war, kann heute jeder Bürger selbst in seiner Geldbörse nachsehen.
Die EZB hat jedenfalls ein grundsätzlichen Schwenk gemacht und sieht jetzt, richtigerweise, die Geldwertstabilität als Primärziel an. Notfalls würde auch eine Rezession in Kauf genommen, die aber nach Meinung des Autors ohnehin im Winter kommen dürfte. Denn zu groß ist die Angst vor der gefürchteten Lohn-Preis-Spirale, die sich kaum noch einfangen lässt.
An den Devisenmärkten hat sich der Zinsentscheid nicht ausgewirkt. Im Gegenteil, gegenüber dem Schweizer Franken hat der Euro am Nachmittag weiter verloren. Massiv aber die Reaktion an den Anleihemärkten: Die Umlaufrenditen für Österreichs 10-jährige kletterten auf 2,3%, die für Deutschland auf 1,7%, so hoch wie zuletzt vor 10 Jahren.
Schlecht für die Finanzminister, für die sich das Schuldenmachen weiter verteuert.