Athens Handelsflotte verdient sich mit dem Transport russischen Erdöls eine goldene Nase
Seit der Antike gelten die Griechen als überaus cleveres Völkchen. Man denke nur an Platon, Sokrates und Aristoteles oder an das bekannte Trojanische Pferd. Auch in unseren Tagen erweist sich das Handeln der Hellenen als überaus geschickt. Als es Ende Mai/Anfang Juni wieder einmal um Strafmaßnahmen gegen Russland geht (6. Sanktionspaket), vermag Athen – mit Flankenschutz durch das kleine Malta, das ebenfalls eine bedeutende Handelsflotte sein Eigen nennt – eine wesentliche Ausnahme herauszuverhandeln: Der Transport russischen Erdöls durch Tankschiffe ist vom Bann der Brüsseler Bürokraten nicht betroffen.
Das hat seinen Grund: Griechenlands Handelsflotte zählt mit rund 370 Millionen BRT (oder auch BRZ als Maß für die Raumgröße eines Schiffes) zur Weltspitze. Athens zivile Flotte befördert ein Fünftel aller Güter, die über See transportiert werden. Innerhalb der EU ist es sogar knapp mehr als die Hälfte, dazu kommt die ansehnliche Handelsflotte der (ebenfalls griechisch besiedelten) Republik Zypern. Wobei eines zu beachten ist: Die meisten Schiffe sind, unabhängig vom Eigentümer, unter der Flagge exotischer Staaten wie Panama, Liberia oder den Marshall-Inseln unterwegs. Das mag steuerliche oder auch versicherungsrechtliche Gründe haben.
Durch die oben erwähnte Ausnahmeregelung erweist sich russisches Erdöl als wahres Gold für Griechenlands Reeder. Vor der Küste des Landes werden massenhaft sogenannte Schiff-zu-Schiff-Transfers durchgeführt. Grund dafür dürfte die Verschleierung der Herkunft des Öls (und auch des Flüssig-Erdgases) sowie des endgültigen Bestimmungsortes sein. Konkret handelt es sich seit dem Beginn des Ukrainekriegs am 24. Februar um etwa 170 Umlademanöver, wobei an die 24 Millionen Tonnen Erdöl bewegt worden sind.
Im Unterschied zu Erdgas hat Moskau für sein Rohöl neue Absatzmärkte gefunden, hauptsächlich Schwergewichte wie Rotchina und Indien. Mangels Rohrleistungen auf dem Festland wird das Öl auf dem Seeweg an die Kunden weitergeleitet. Und hier sind griechische Tanker federführend. Mehr als die Hälfte des russischen Öls wird von den Hellenen transportiert.
Was Wunder: Weltweit befindet sich ein Drittel aller Öltanker in griechischer Hand. Während andere Staaten aus Furcht oder auch nur übertriebener Rücksichtnahme auf US-Amerikaner und EU die Hände von solchen Geschäften lassen, baut Athen seine Kapazitäten weiter aus.
Der Grund dafür: Griechische Tanker verrechnen einen saftigen Aufschlag für jeden Öltransport. Damit ist ein saftiger Gewinn garantiert …