Nehammers Rede

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Autor: Manfred Tisal Bilder: Parlamentsdirektion/Thomas Topf Lizenz: –


Es fällt wahrlich schon schwer, allen Aussagen unserer Politiker, die Zukunft Österreichs betreffend, Glauben zu schenken. Alleine unseres Kanzlers hochtrabende Rede zur Lage der Nation in Anwesenheit seiner Parteikollegen gibt Anlass genug, sich kritisch darüber zu äußern, war es doch eher eine Liste persönlichen Wunschdenkens, dem die Nation Gehör schenken sollte. Bildung, Pflege, Migration, Sicherheit und Umwelt standen im Mittelpunkt einer endlosen Monumentalrede. Gespickt allerdings mit Faux pas, die Zweifel an einer gewissenhaft vorbereiteten Wortspende hegen lassen.

All die vorgetragenen Punkte stehen schon seit ewigen Zeiten zur Diskussion und lassen die Frage aufkeimen, warum man einiges davon nicht schon längst verwirklicht hat. Im Parlament vorgetragen, wären Nehammers Ausführungen vermutlich zu einer Lachnummer für die Opposition mutiert.

Dies, weil viele Ansätze für eine Veränderung in all den Bereichen die Nehammer angesprochen hat, bereits von der Opposition eingebracht, von den beiden Regierungspartnern jedoch abgeschmettert wurden. Ich möchte fast wetten, dass 90 Prozent der Anliegen und Wünsche des Kanzlers im Sand verlaufen und er die Rede hinsichtlich der zukünftigen Lage der Nation jedes Jahr bis zum St.-Nimmerleinstag wiederholen könnte, ohne dass wirklich etwas von dem umgesetzt werden würde. Punkte wie Korruption, Glaubwürdigkeit, Image der Politik und andere wesentliche Zukunftsfragen erreichten erst gar nicht das Mikrofon am Rednerpult.

Welchen Sinn haben viele Worte, wenn das Wesentliche daran fehlt: der Inhalt!
An noch einem Thema fehlte es bei Nehammers Rede: Corona! Vermutlich angesichts der vielen Fehler die diesbezüglich gemacht wurden. Nunmehr scheint es so, als hätte es Corona nie gegeben. Es wird nicht mehr über gemachte Fehler, geredet, die Österreich in eine „Flaute“ getrieben haben.

Selbst die Maskenpflicht oder das Anraten der „Spezialisten“ zum Tragen von Masken auch im Freien weicht nunmehr der Gesetzeslage, die das Tragen von Masken unter dem Mantel eines Vermummungsverbotes verbietet. Bei Strafe wohlgemerkt, obwohl das Betreten einer Krankenanstalt oder einer Ordination noch immer nicht möglich ist.
Alle, die mit ihren Kritiken und Vorstellungen den „Mächtigen“ im Land einen Strich durch die Rechnung gemacht, oder Gegenteiliges gesagt oder sogar teilweise mit Hilfe von Wissenschaftern bewiesen haben, wurden als Schwurbler abgekanzelt. Aber trotz gemachter Fehler oder Fehleinschätzungen kam nie ein Wort der Entschuldigung oder eines Eingeständnisses über die Lippen der Verantwortlichen.

Vermutlich ist das einzige, was sich derzeit in der hohen Politik bewegt, die in Sorgenfalten gelegte Haut, hinsichtlich der Wahlen 2024, obwohl mir Lachfalten bei weitem hoffnungs­voller erscheinen.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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