14. Juli 2019, die 230. Wiederkehr des Sturms auf die Bastille. Die Grande Nation präsentiert der Welt ihr militärisches Gerät. Den Triumphbogen als Symbol im Hintergrund. Ein Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Flügelkämpfe der Revolution sind längst vergessen. Jakobiner, Bonapartisten, Royalisten Schlagwörter der Historie. Ihr Auftauchen im politischen Diskurs ist launischen Bemerkungen geschuldet. Vergleichbar dem Salon-Bolschewisten oder dem faschistoiden Reaktionär.
Die gesamte Nation blickt stolz auf die Söhne – natürlich auch auf die Töchter – die einen Beruf auserwählt haben, welcher der Sicherheit des Staates dient. Vor Bedrohungen von außen wie innen. Und die französische Bevölkerung kann zu Recht stolz sein, angesichts eines Defilees von Veteranen aus Afghanistan, Syrien, Westafrika etc. Wo ihre Lieben Freiheit, Zivilisation und nationale Interessen verteidigen. Oftmals um den Preis von Leben oder Gesundheit.
Eine Opferbereitschaft, die im postmodernen sowie postheroischen Europa nicht hoch genug geschätzt und gewürdigt werden kann.
Was den Verfasser dieser Zeilen vielmehr stutzig macht, ist die Trendumkehr der deutschsprachigen Berichterstattung. Linke Redakteure liefern sich plötzlich ein verbales Wettrüsten, um die Frage wer die größere bzw. beeindruckendere Parade hatte. Macron oder Trump.
Wenn Personen, welche für gewöhnlich Zivildiener oder überhaupt Dienstverweigerer waren, in ihrer Schüler- und Studentenzeit gegen USA, Israel etc. demonstrierten, gegen die Versenkung der „Rainbow Warrior“ durch französische Spezialkräfte, gegen Atombombenversuche Frankreichs beim Mururoa-Atoll, gegen Castor-Transporte, gegen Atomkraft, gegen Angelobungen der Bundeswehr etc. etc., Vergleiche ziehen wollen, dessen Sinn darin liegt Macron in seinem übersteigerten Selbstbewusstsein zu bestätigen, ist Skepsis ebenso geboten wie Vorsicht. Bei aller Liebe für populäre Zurschaustellung robuster Sicherheitspolitik, die letztendlich dem gesamten Westen dienen soll.
Während der Mururoa-Atomversuche waren überall „F… Chirac“-Graffitis zu lesen. (Als Erklärung für die jüngeren Leser: Damals musste man Wände etc. beschmieren. Heute postet man auf Facebook etc. Der Verfasser dieser Zeilen muss gestehen, er hat damals einmal „Vive la France“ entgegnet…)
Während des Irakkrieges 2003 stieg Chirac gemeinsam mit Schröder und Putin zur „Achse des Guten“ auf. Was die Linke heute über besagte Führungspersönlichkeiten denkt, offenbart die geistige Beweglichkeit der Linken.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Und im Moment ist jede Spitze gegen Trump willkommen. Gleich wie scheinheilig sie ist.
Wenn nunmehr mancher Leser meint, dies sei nicht ganz konsistent, kann der Verfasser antworten: Demonstriert er gegen französische Atomkraft, nur um Macron eins auszuwischen…
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/ Lizenz: CC BY-SA 3.0]