Univ.-Prof. Dr. Lothar Höbelt im ZZ-Gespräch über die möglichen Hintergründe der linken Proteste gegen seine Person und warum es Rechte an Unis schwer haben.
Herr Professor, Sie lehren seit Jahrzehnten an der Wiener Universität, sind ebenso lang als konservativer Liberaler bekannt, und haben auch aus Ihrer privaten politischen Nähe zu FPÖ und ÖVP nie ein Hehl gemacht. Warum denken Sie, dass just dieser Tage solch ein massiver Protest linker Gruppierungen und der ÖH gegen Sie im Gange ist?
Lothar Höbelt: Offen gesagt, in die Interna der linken Szene bin ich nicht eingeweiht. Da kann man bestenfalls spekulieren. Erstens einmal, frei nach dem alten Trinklied: „…und siebentens jeder andere Grund“, gibt es offenbar gewisse Gruppen, die gerne vermummt Krach schlagen, ohne sich allzu viel Sorgen um den Anlass zu machen. Vielleicht gibt es im Hintergrund auch ein paar kluge Köpfe, die nach dem Fall der bürgerlichen Regierung die Zeit für gekommen erachteten, mit ein paar konservativen Restbeständen aufzuräumen, wobei es dabei ja gar nicht in erster Linie um mich gehen dürfte. Aber das ist natürlich bloß eine Hypothese. Der Anlass, dass ich beim FAV ein Referat gehalten habe, mit oder ohne IfS-Mitorganisatoren, wäre ja wirklich zu läppisch. Was ich gesagt habe, hat ja bezeichnenderweise auch keinen der Kritiker interessiert.
Könnte da auch der Protest gegen Prof. Lucke in Deutschland Auslöser gewesen sein?
Höbelt: Möglich, dass es da eine gewisse Vorbildwirkung gibt. Es ist ja kurios, dass gerade diejenigen, die mir gerne Deutschnationalismus vorwerfen, offenbar jeden Unsinn kopieren müssen, der „draußen“ gerade in Mode ist.
Sie haben in mehreren Interviews betont, dass Sie selbst nicht verletzt seien, und Sie sich vom Rektorat gut unterstützt fühlen. In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch fehlt der ganz große Aufschrei, vor allem jener Medien, die gerne ähnliche Aktionen etwa der Identitären an der Klagenfurter Uni zum Mega-Skandal aufgebauscht haben. Wie begründen Sie dieses „Schweigen im Walde“?
Höbelt: Vermutlich, weil die Sympathisantenszene auf der Linken da medial viel besser vernetzt ist. Besonders rührig müssen da in der Regel wohl die freien Mitarbeiter sein – wenn sie keinen „Skandal“ liefern, werden sie gar nicht erst gedruckt.
Da ja am Rand der letzten großen Protest-Aktion dann auch Gewaltakte gegen den Obmann des RFS und einen Burschenschafter gesetzt wurden, hätte da nicht zumindest seitens der Politik eine Mahnung kommen sollen?
Höbelt: Auch wenn man sich natürlich freut, Unterstützung zu bekommen, bleibe ich bei meiner alten Ansicht: Bundeskanzler und Minister müssen nicht alles kommentieren oder mit „likes“ und „dislikes“ versehen, was so im Lande geschieht. Bis auf Widerruf darf man wohl davon ausgehen, dass Politiker Gesetzesübertretungen verurteilen – wenn sie sich dann zu einer äußern, könnte der fatale Eindruck entstehen: Und all die anderen kümmern sie nicht. Anders ist es mit einer parlamentarischen Anfrage – die muss beantwortet werden – und da war ja offenbar auch eine gewisse Scheidung der Geister zu beobachten: Der Minister hat den Rechtsstandpunkt bekräftigt – und die Dame, die nicht Minister geworden ist, hat sich darüber geärgert. Da kann sich dann jeder Wähler seinen Reim darauf machen, ob manche Koalitionspräferenzen wirklich so optimal waren.
Sie haben unlängst gemeint, dass die Linken mit Ihnen als einen der wenigen konservativen Hochschulehrer im geisteswissenschatlichen Bereich eine Art Reibebaum haben. Jetzt werden Sie in gut einem Jahr in den Ruhestand wechseln, wie sieht es denn dann mit einem konservativen Gegenpol auf unseren Universitäten aus?
Höbelt: Na ja, man soll sich da nicht ganz so ernst nehmen. Aber es stimmt, profilierte Konservative, ob jetzt blau oder schwarz, sind in meinem Fach Mangelware. Mit zwei Einschränkungen: Es ist nur allzu verständlich, wenn manche Kollegen da einem sinnlosen Streit mit Leuten, die ohnehin nicht diskutieren wollen, lieber ausweichen. Und zweitens: Man kann ja auch im Laufe der Zeit klüger werden: so manche ehemalige Maoisten sind heute Rechtsliberale. Wer weiß, was die Zeit so bringen wird. Und außerdem sind wir ja Gott sei Dank nicht allein in Europa: In England, Italien, den Nachbarländern in Mitteleuropa ist das Klima doch ein ganz anderes. Man darf da eben nicht immer nur nach Deutschland schauen.
[Autor: – Bild: Facebook „RFS“ Lizenz: -]