Von Loriot stammt der Ausspruch, dass man es von Zeit zu Zeit nicht verhindern könne, durch den Kakao gezogen zu werden. Jedoch sollte man es tunlichst vermeiden, diesen Kakao auch noch zu trinken. Leider setzt die Unterhaltungsindustrie – so ferne der Begriff Unterhaltung angewendet werden kann – auf das gegenteilige Prinzip.
Man stelle sich das Leiden von Familien unter Quarantäne vor und nehme einen kräftigen Schluck vom Kakao. Anders sind Kabarett-WGs, maskierter Sänger im Home Office etc. nicht erklärbar.
Davor und danach wird der ohnehin schwer geplagte Quarantäne-Bürger durch Corona-Virus-Sondersendungen malträtiert. Leere Straßen, leere Häfen, leere Bahnhöfe, leere Flughäfen, leere Innenstädte etc. als wenig spektakuläre Hintergründe für unterbeschäftigte Reporter, die dennoch Überstunden machen müssen.
Virologen, Epidemiologen, Infektiologen, Ökonomen, Politiker, Mathematiker, Psychologen, Politologen etc. sitzen in großen Abständen oder via Videotelefonie einander gegenüber, um das Abflachen der Kurve möglichst zeitnah wie uninteressant zu kommentieren.
Man vermenge das Ganze mit Kritik an Trump, Johnson und Orbán. Man streue Mitleid für die Flüchtlinge in den Lagern darüber. Dann gebe man eine gehörige Prise Kritik an den unverbesserlichen Bürgern hinzu, welche nicht einsehen wollen, dass Totalüberwachung und Wirtschaftsblockade gut für sie sind.
Nach stundenlangen Köcheln ist es Zeit für Danksagungen an China für abgelaufene, kontaminierte und unnütze Schutzausrüstungen.
Dann tritt das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreiches, die Verteidigerin des Glaubens und die Hüterin des Commonwealth vor die Kameras. In vier Minuten von Gewicht schenkt sie den Untertanen ihres Königreiches sowie Menschen im Glauben an die Werte eben dieses Reiches Zuversicht, Geduld, Zusammenhalt.
Die Stunden davor und danach sind vergessen. Treten in den Hintergrund. Spielen keine Rolle mehr.
So geht Krisenmanagement.
[Autor: G.B. Bild: Wikipedia/Kiefer. from Frankfurt, Germany Lizenz: CC BY-SA 2.0]