Britische Wissenschafter kritisieren Arbeitsgruppe des Auswärtigen Dienstes der EU
Ein Nebenschauplatz der Coronakrise ist die „Medienfront“. Dabei geht es um Anschuldigungen, vom Kreml gesteuerte Medien würden „Fake News“, also Falschnachrichten, verbreiten. Um angebliche russische Desinformationen aufzuspüren, hat der Auswärtige Dienst der EU 2015 sogar eine eigene Abteilung – EastStratCom – eingerichtet. „EUvsDisinfo“ lautet das Schlagwort.
Die Tätigkeit von EastStratCom scheint aber von zweifelhafter Qualität zu sein. Zu diesem Schluss kommen Stephen Hutchings und Vera Tolz von der Universität Manchester. In einem am 6. April veröffentlichten Bericht schreiben die beiden Professoren für russische Studien, „die Hauptarbeitsgruppe der EU zur Bekämpfung russischer Desinformation läuft selbst Gefahr, zu einer Quelle der Desinformation zu werden und so die politischen Entscheidungen in der EU und im Vereinigten Königreich und den öffentlichen Diskurs in ganz Europa zu verzerren“.
Hutchings und Tolz kritisieren unter anderem, dass die Fake News-Jäger der EU in einigen Fällen einzelne Sätze aus dem Quellenmaterial aus dem Zusammenhang gerissen und mit besonders empörend klingenden Überschriften versehen wurden. Ebenso ist in dem Bericht von „offenkundigen Verfälschungen“ die Rede. In einem Fall wurde der arabischsprachige Dienst von Russia Today (RT) beschuldigt, die Meldung zu verbreiten, dass das Covid-19-Virus eine Biowaffe der USA sei. Tatsächlich aber hatte RT über entsprechende Anschuldigungen der iranischen Revolutionsgarden berichtet.
In einem anderen, noch beunruhigenderen Fall wurde dem Lettland-Ableger der russischen Nachrichtenagentur Sputnik die Verbreitung der Verschwörungstheorie unterstellt, dass Coronavirus sei eigens entwickelt worden, um ältere Italiener zu töten. Tatsächlich aber wurde in dem betreffenden Beitrag über Verschwörungstheorien über den Ursprung des Coronavirus berichtet.
[Autor: B.T. Bild: Flickr/Mike MacKenzie Lizenz: CC BY 2.0]