Fasching in Quarantäne

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Fast täglich kommen Absagen der diversen Faschingsgilden in unserem Land. Corona scheint etwas gegen das Narrenvolk und den Humor zu haben.
Humor und Unterhaltung werden dem Risiko, es könnte sich jemand anstecken, geopfert. Dabei ist es gerade der Humor, der in diesen Zeiten die beste Medizin gegen Trübsal, Resignation und Lustlosigkeit wäre. Charlie Chaplin hat einmal gesagt: „Humor und Lachen sind das Kleingeld des Glücks!“ Oder wie es ein Philosoph ausdrückte: „Humor ist der Tanzboden der Seele“! Als in den Nachkriegsjahren Farkas, Waldbrunn, Moser, Hörbiger, Lingen, Kollmann, die Böhms und Elfriede Ott ihre Sketches und Parodien zum Besten gaben, die Löwingers für Lachfalten sorgten und in Deutschland Heinz Erhard, Juhnke und zahllose Meister des humoristischen Genres das Publikum begeisterten, war dies auch die Geburtsstunde des neuzeitlichen Faschings und der Faschingssitzungen. Einerseits galt es, wie bei Kabarettisten, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten und andererseits mit Witzen, Zoten und Klamauk die Besucher der diversen Veranstaltungen des Faschings und des Karnevals in Stimmung zu halten. Nicht zuletzt ist es der soziale Aspekt. Das gemeinsame Erleben mit dem Bedürfnis, sich zwanglos zu unterhalten und sich über das zu amüsieren, was auf der Narrenbühne geboten wird. Lachen trocknet auch Tränen, heißt es, und Lachfalten sind sicherlich den Sorgenfalten vorzuziehen. Fasching war immer auch eine Möglichkeit, sich in eine Wunsch- oder Traumrolle zu versetzen, indem man sich maskierte und unerkannt auch den „inneren Schweinehund“ nach außen kehren konnte­.
Meistens waren es die Augen, die man verdeckte, um unerkannt zu bleiben. Heutzutage sind die Masken jedoch laut Verordnung weiter nach unten gerutscht. Man stelle sich vor, man hätte vor nicht einmal einem Jahr, mit nur diesem Mundschutz bewaffnet, eine Bank betreten! Und heuer? Soll es kein närrisches Treiben, keine ausgelassene Fröhlichkeit, keine Parodien und Sketches mehr geben?
Ist es nicht ein zwangsverordnetes Fröhlichkeitsverbot? Eine Verhinderung, dass sich Narren auf der Bühne über Maßnahmen und Verordnungen lustig machen? Oder will man generell verhindern, das es zu sozialen Kontakten kommt, was gerade in allen Kulturbereichen schon immer der Fall war? Ist es wirklich nur Corona und die Angst davor, oder stecken andere Gründe im verordneten Sterben der Kultur, zu der zweifelsohne auch der Fasching, der Karneval und das närrische Treiben in allen Teilen der Welt zählen?
In den ersten Monaten des Jahres, also in der närrischen Zeit des Jahres 2021 werden wir uns also mit dem Heimkino begnügen müssen. Lustige Filme von einst, die den Wunsch, sich „live“ zu unterhalten, verdrängen sollen. Nur eines wird uns sicherlich bleiben: Das Bedürfnis, so richtig herzhaft zu lachen. Und sei es über unverständliche Maßnahmen der Regierung, Corona betreffend. Der Fasching soll leben, auch in der Quarantäne.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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