Der langjährige ehemalige EU-Abg. Bruno Gollnisch über die von Masseneinwanderung und Linken verursachte angespannte Lage in Frankreich und das Super-Wahljahr 2022
Kürzlich warnten in einem offenen Brief französische Generäle, dass ein Bürgerkrieg in Frankreich drohe. Ist diese Warnung gerechtfertigt oder übertrieben?
Bruno Gollnisch: Ja! Diese Offiziere, von denen die meisten im Ruhestand sind, wollen die Aufmerksamkeit der Politiker gewinnen und die Gefährlichkeit der derzeitigen Lage zum Ausdruck bringen. Denn unkontrollierte Einwanderung, die Zerstörung traditioneller Werte und viele andere Faktoren tragen zur Zerstörung der Einheit unserer Nation bei, aber das wird von der Politik ignoriert. Es ist jedenfalls sehr ungewöhnlich, dass sich Angehörige des Militärs auf diese Weise aussprechen. Denn üblicherweise äußern sie sich nicht zu politischen Fragen. Dazu müssen Sie noch etwas wissen: Wenn in Frankreich ein Militärangehöriger den Generalsrang erreicht, kann er im Grunde genommen nicht mehr in den Ruhestand treten, weil er nach seiner Pensionierung von der Regierung wieder in den aktiven Dienst berufen werden kann. Das heißt, dass die Generäle die Gepflogenheit, zu schweigen und sich nicht zu politischen Angelegenheiten zu äußern, gebrochen haben, und das zeigt, dass die Lage tatsächlich sehr ernst ist.
Warum ignoriert das politische Establishment Islamisierung, Masseneinwanderung und Kriminalität? Hängt das vielleicht damit zusammen, weil das Establishment für Einwanderung oder für die Globalisierung ist?
Gollnisch: Das politische Establishment befürwortet sowohl die Masseneinwanderung als auch die Islamisierung. Beide Phänomene sind eng miteinander verbunden, und das kommt daher, dass dafür nicht nur linke Parteien verantwortlich sind, sondern auch sogenannte Konservative. Die Konservativen bewahren nicht, sie schützen nicht, was bewahrt und beschützt werden sollte – das ist die nationale Identität, das ist die nationale Einheit. Was frühere Regierungsparteien betrifft, sind sowohl konservative als auch linke unwillig, ihre Verantwortung für die derzeitige Lage des Landes zuzugeben.
Auf der linken Seite befürworten viele aus ideologischen Gründen die Masseneinwanderung, weil dies wiederum Teil der globalistischen Ideologie ist. Sie glauben auch, dass sie auf diese Weise neue Wähler gewinnen können, wenn viele Einwanderer die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Und in den meisten Fällen leben die sozialistischen Politiker, die aus der Bourgeoisie kommen, in einer geschützten Umgebung, in ruhigen und sicheren Vierteln und haben einen gehobenen Lebensstandard. Aber die Einwanderung und ihre Probleme und die fortschreitende Islamisierung konzentrieren sich auf die Außenbezirke der großen Städte. Und von diesen Problemen, um die sich die Politiker nicht kümmern, sind die dort lebenden Franzosen betroffen.
In ihrem offenen Brief haben die Generäle auch geschrieben, dass die Ursachen für die Gefahr eines Bürgerkriegs in Frankreich die Islamisierung und die Linke sind. Aber auch in anderen europäischen Ländern, vor allem im Deutschland, aber auch in Österreich, gibt es eine stillschweigende Kooperation zwischen Islamisten und radikalen Linken, weil beide das Ziel der Abschaffung des Nationalstaates verfolgen. Sollte daher die Warnung der Generäle nicht auch für große Teile Europas gelten?
Gollnisch: Das ist richtig, denn es handelt sich um ein Problem, dem in Europa viele Länder gegenüberstehen. Die alten europäischen Nationen und die ethnischen Europäer, die der christlichen Zivilisation angehören, sind mit einem Rückgang der Geburtenrate konfrontiert, während die Dritte Welt stark wächst und begierig ist, nach Europa zu kommen. In vielen Fällen haben sie ihre eigene Kultur, ihre eigene Religion, ihre eigenen Werte, und das bringt eine ungemein gefährliche mögliche Zukunft für unsere Länder – nicht nur für Frankreich.
Nach Frankreich kommen viele Maghrebiner, was in Österreich nicht der Fall ist. Denn Frankreich hat eine Kolonialgeschichte, und in Afrika leben viele Menschen, die Französisch sprechen, während Österreich zwar eine große imperiale Geschichte hat und ein Vielvölkerstaat war, aber niemals ein Kolonialreich gewesen ist. Aber dennoch wird das, was in Frankreich geschieht, auch auf Ihr Land zukommen! Schauen Sie nur nach Schweden: Es ist ein nordisches Land ohne koloniale Vergangenheit und die schwedische Sprache wird in der Dritten Welt nicht gesprochen. Dennoch ist Schweden mit gewaltigen Problemen aufgrund der Einwanderung konfrontiert, insbesondere aus islamischen Ländern.
Was derzeit in Frankreich geschieht, wird auch noch auf Österreich und andere Länder zukommen.
In einem Jahr finden in Frankreich Parlaments- und Präsidentenwahlen statt. Was sind Ihre Erwartungen, insbesondere in Bezug auf den Rassemblement National und auf Marine Le Pen?
Gollnisch: Ich glaube an einen Sieg, weil es in der Politik darum geht, Verantwortung zu übernehmen und dein Land zu führen und sich nicht mit dem Titel eines Parlamentsabgeordneten oder Ministers zufrieden zu geben oder in Opposition zu bleiben. Einmal mehr sind wir begierig darauf, zu gewinnen und den Status quo zu verändern. In Bezug auf die Präsidenten-Stichwahl gehen derzeit alle Umfragen von einem Duell zwischen Präsident Emanuel Macron und Marine Le Pen aus. Die Umfragen weisen Macron einen Vorsprung von 53 Prozent gegenüber 47 Prozent für Marine Le Pen aus. Aber wie Sie wissen, kann sich das jederzeit ändern und es gibt Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Viele Leute, die üblicherweise gegen uns sind wie die Medien, sagen nun offen, dass unser Sieg möglich ist. Hinzu kommt, dass die Dämonisierung gegen uns stark abnimmt und immer mehr Franzosen der Meinung sind, dass wir recht haben, was die Einschätzung der Lage in unserem Land und unsere Lösungsvorschläge betrifft.
Wie sehen Sie die ersten vier Jahre der Präsidentschaft von Macron? Was hat er gut gemacht, wo ist er gescheitert?
Gollnisch: Das große Problem bei Macron ist, dass wir nie wissen, in welche Richtung er gehen will. Er hat kein wirkliches Wissen über die französische Identität, er passt perfekt auf das, was wir als „Euro-Globalismus“ bezeichnen. Er ist ein starker Befürworter der Europäischen Union, wie sie jetzt ist, obwohl alle Krisen gezeigt haben, dass die Nationalstaaten und nationale Grenzen bei der Bewältigung von Krisen sehr nützlich sind. Er ist auch jemand, der das eine sagt und genau das Gegenteil davon macht. Es ist ein Doppel-Sprech, und Macron ist gescheitert, die französische Bürokratie zu reformieren. Und das Problem der Masseneinwanderung wurde nicht gelöst, genauso wenig wie das Sicherheitsproblem, also Kriminalität, Drogenhandel, Angriffe auf Polizisten, Ärzte und Feuerwehrleute. Die Autorität gewählter Mandatare, die Autorität der Polizei, die Autorität des Staates wird immer weniger respektiert und das führt unweigerlich zu Anarchie.
Wir brauchen bessere Beziehungen zu Russland und dürfen nicht Vasallen der Vereinigten Staaten von Amerika sein.
Wie sehen Sie eigentlich die Rolle Frankreichs in Europa und in der Welt?
Gollnisch: Ich weise die Art des euro-globalistischen Superstaates zurück, der in Brüssel zu errichten versucht wird und der unsere Wirtschaft völlig zerstören würde. Stattdessen bin ich für eine intensivere Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten im gegenseitigen Interesse. Außerdem müssen wir unsere Politik gegenüber Russland überdenken. Denn die Sowjetunion gibt es heute ebenso wenig wie die Bedrohung durch den Kommunismus, und der Kalte Krieg ist auch schon lange vorbei. Ich kann die Polen, die baltischen Staaten oder andere verstehen, die unter sowjetischer Besatzung leben mussten und die deshalb eine gewisse Furcht vor Russland haben. Aber dennoch brauchen wir bessere Beziehungen zu Russland und dürfen meiner Meinung nach nicht die Vasallen der Vereinigten Staaten von Amerika sein.
Ich bin nicht gegen das amerikanische Volk, aber wir müssen nicht Washington gehorchen und wir dürfen nicht auf die NATO angewiesen sein, was unsere Sicherheit betrifft. Wir brauchen eine von den Vereinigten Staaten unabhängige Außenpolitik, schließlich sind die beiden Weltkriege und der Kalte Krieg vorbei und wir müssen zu allen europäischen Ländern gute Beziehungen haben, die dieselben kulturellen Werte wie wir teilen.
Was die Weltebene betrifft, sind viele technische Organisationen der UN wie der Weltpostverein, die Internationale Zivilluftfahrtorganisation oder die Internationale Atomenergie-Organisation sehr nützlich und sinnvoll. Aber wir wollen nicht, dass die Vereinten Nationen zu einer Art Welt-Regierung werden.
Das Gespräch führte Bernhard Tomaschitz.
[Autor: – Bild: PxHere Lizenz: -]
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