Autor: U.K. Bild: Tom auf Pixabay Lizenz: –
Rekordpreise bei Erdgas und Strom, Rekordtief beim Euro
Ihr Autor, der im Hauptamt für eine Schweizer Investmentfirma arbeitet, hat in seinen knapp vierzig Berufsjahren an den Rohstoffbörsen schon einiges gesehen. Aber das, was Montagvormittag da über seinen Bildschirm flimmerte, hat ihm doch die Sprache verschlagen.
Unglaubliche 5.000 (in Worten und nach Brillenputzen bestätigt: Fünftausend !!) Euro kostete in der Spitze eine Megawattstunde Strom heute am Spotmarkt der European Energy Exchange (EEX), wenn man diese Energiemenge Montagabend zwischen 21 und 22 Uhr im deutschen Stromnetz haben wollte. Auf Haushaltsmengen umgerechnet, bedeutet das einen Preis von 5 Euro pro Kilowattstunde. Wohlgemerkt, nur für den reinen Leistungspreis, denn Netzentgelte, Grundgebühr, EEG-Umlage und natürlich Mehrwertsteuer kommen da noch obendrauf. Da wird Wäschebügeln zum Luxus, 15 Euro Energiekosten für eine Stunde Hausarbeit sind da schnell zusammen, vor allem, wenn auch noch der Fernseher dabei läuft.
Mittlerweile, am späten Nachmittag, hat sich der Preis zwar wieder bei gut 800 Euro/MWh eingependelt. Aber das ist trotzdem über das Zwanzigfache von dem, was der Strom im langjährigen Mittel da gekostet hat. Einer der Gründe ist, dass aktuell etwa die Hälfte der französischen Atomkraftwerke entweder in Wartung oder im reduzierten Betrieb ist, und Deutschland aus seinen eigenen Gaskraftwerke Strom nach Frankreich exportieren muss. Täte es das nicht, könnte das Europäische Verbundnetz zusammenbrechen. Und Norwegen, sonst Helfer in der Not, kann mangels Wasser in seinen Stauseen auf absehbare Zeit nichts dazutun.
Absolute Höchststände erreichete heute auch der Gaspreis „Dutch TTF“, der als Referenz für Mitteleuropa gilt. Hier war in der Spitze 300,75 Euro/MWh zu berappen, für Lieferungen im Dezember dieses Jahres. Auch etwa eine Verzwanzigfachung, verglichen von zwei Jahren.
Selbst nach Amerika schwappen nun die hohen Preise rüber, dank der steigenden Nachfrage nach LNG-Flüssiggas in Europa. Der dortige Referenzpreis „Henry Hub“ kletterte auf 9,94 US-Dollar/MMBtu (MMBtu = Million British thermal unit), ebenfalls Höchstwert der letzten 14 Jahre. Rechnet man das allerdings auf die europäischen Maße um, so sind das etwa 34 Euro/MWh.
Da kommen dem Verbraucher bei uns die Tränen, und es ist bestätigt, was die Regierung uns stets versichert: „Die Russland-Sanktionen wirken!“
Da passt der fortschreitende Verfall des Euro ins Bild. Heute rutschte der Euro erstmals seit über 20 Jahren unter die Parität zum US-Dollar und notierte bei Redaktionsschluss bei 0,996 EUR/USD, Tendenz weiter fallend.