Über den unterschiedlichen Umgang mit den Streitkräften
Zwei unterschiedliche Szenarien. Zwei unterschiedliche Welten. Dort die mächtigste Streitkraft der Menschheitsgeschichte. Hier der Schatten einer Armee, die auch von ehemaligen Gegnern als die beste der Welt bezeichnet wurde. Dort ein Budget, wo man aus dem Vollen schöpfen kann. Hier gerade einmal so viel, um das Allernotwendigste bewerkstelligen zu können. Dort beeindruckende Hochtechnologie vom Tarnkappenbomber über Tarnkappenjäger bis hin zum Tarnkappenschiff. Hier potentielle Hochtechnologie vom Mehrzweckjäger über modernste Kampfpanzer bis hin zu den besten konventionellen U-Booten der Welt. Leider die meiste Zeit am Boden, in der Werkstatt oder im Hafen. Dort Kampferfahrung, Rückhalt in der Bevölkerung und beste Moral. Hier einige Auslandseinsätze, bestenfalls Ignoranz durch die Bevölkerung mitsamt entsprechender Moral.
Dort wurde der neue amerikanische Pentagon-Chef im Amt bestätigt. West-Point-Absolvent, Offizier der 101. Luftlandedivision, „Screaming Eagles“. Nahm an der Operation „Desert Storm“ teil. Westlicher Flankenschutz beim kriegsentscheidenden „Left Hook“. Wurde mehrmals für Tapferkeit ausgezeichnet. Schied als „Half Cornel“, also Oberstleutnant, aus dem aktiven Dienst aus. Studium in Harvard. Nach der Erlangung des Doktortitels arbeitete er für den konservativen Think Tank „Heritage Foundation“. Vom Rüstungskonzern Raytheon wechselte er ins Pentagon als Army-Staatssekretär. Die Größe der amerikanischen Armee macht es notwendig, dass dem Verteidigungsminister Staatssekretäre für die großen Teilstreitkräfte beigestellt sind. Also: Army, Navy, Air Force.
Der Name des Mannes ist Mark Esper. Sein Werdegang, seine Ausbildungen, seine Erfahrungen, seine Auszeichnungen stehen exemplarisch für den amerikanischen Umgang mit seinen Streitkräften. Sie nehmen die Verteidigung ihres Landes ernst. Daher nehmen sie auch ihre Streitkräfte ernst.
Hier wurde die neue deutsche Bundesministerin der Verteidigung offiziell angelobt. Sie ist Politik- und Rechtswissenschafterin. Von der Jungen Union aus startete sie eine Parteikarriere. Stadtrat, Landtag, Landesministerin, Ministerpräsidentin. CDU-Generalsekretärin. CDU-Parteichefin. Als Jugendliche war eines ihrer Lieblingskleidungsstücke der Kompaniepullover ihres großen Bruders. Das ist nett. Wird aber keinen Russen und keinen Chinesen kratzen.
Muss ein Verteidigungsminister Offizier oder sogar General gewesen sein? Natürlich nicht. Aber der Wehrdienst sollte eine „conditio sine qua non“ sein.
Der Name der Frau ist Annegret Kramp-Karrenbauer. Ihr Werdegang und ihre Erfahrungen stehen exemplarisch für den deutschen Umgang mit der Bundeswehr. Ein besonders schwieriger Berliner Chefsessel. Als solcher ein beliebtes Möbelstück im politischen Ränkespiel „Reise nach Jerusalem“ oder Reise in die Politpension. Die Deutschen nehmen die Verteidigung ihres Landes nicht ernst. Daher nehmen sie die Bundeswehr nicht ernst. Leider.
Kramp-Karrenbauer wird trotz der Hitze den Pullover ihres Bruders brauchen. Warm anziehen.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Davide Dalla Massara Lizenz: –]