Autor: Manfred Tisal Bild: PxHere
Endlich war es soweit, und der ORF erbarmte sich einer bisher nicht geläufigen Form der Analyse von Corona, mittels eines profunden Deuters von Komplexität, hinsichtlich der zurzeit herrschenden Pandemie namens Corona oder Covid 19. Alleine der Versuch, eine Deutung des Aufgabenbereiches eines Komlexitätsforschers zu ergründen, nahm fast eine Stunde in Anspruch. Dabei ist die Erklärung im Grunde genommen relativ einfach. Diese Forscher erforschen komplexe Systeme, die sich der Vereinfachung verwehren und vielschichtig bleiben. Dazu gehören komplexe adaptive Systeme, die imstande sind, sich an ihre Umgebung anzupassen. Ihre Analyse fällt auch in den Bereich der Komplexitätstheorie.
- Zum ersten muss man bei täglichen Entscheidungen die Komplexität betreffend, eine große Anzahl verschiedener Faktoren berücksichtigen.
- Zweitens: Alles hängt mit allem zusammen und Entscheidungen und Handlungen können sich vielfältig auswirken.
- Drittens: Nicht alle notwendigen Informationen sind zugänglich. Eine Fragestellung kann also nicht wirklich genau überblickt werden.
- Viertens: Manchmal muss man verschiedene Ziele und Prioritäten setzen, um festzustellen, dass man nicht alle Ziele erreichen kann, weil diese miteinander unvereinbar sind.
- Fünftens: Manche Dinge verändern sich auch dann, wenn Du nichts tust.
- Last not least nennt man Situationen, die alle diese fünf Merkmale aufweisen „komplexe Entscheidungssituationen“.
Und damit wissen wir jetzt schon viel mehr über die komplizierte Komplexität der Komplexitätsforschung. Dass Frau Dittelbacher mit den Ausführungen des Forschers überfordert war, sah man ihr förmlich an. Mit dem Punkt fünf der Erklärung des Fachmannes dürften unsere Politiker derzeit am meisten sympathisieren. Anstatt mit einem totalen Lockdown, egal ob geimpft oder nicht geimpft, bis Dezember ein Ende herbei zu führen, experimentiert man mit Ungeimpften und der Hoffnung, damit eine Lösung zu erzwingen. Dieser Meinung sind derzeit die meisten Österreicher, und auch Wirtschaftsexperten können sich ein derartiges Szenario vorstellen, um sowohl das Weihnachtsgeschäft als auch den Wintertourismus zu retten. Aber vielleicht braucht gut Ding auch gut Weile und mehr komplexitätsforschende Geister, die sich, sollten die ersten vier Punkte keinen Erfolg zeitigen, sich immer noch auf Punkt fünf berufen können. Dreimal haben wir desgleichen schon erlebt, im vierten befinden wir uns derzeit und für einen fünften fehlen uns weder Verständnis noch Geduld. Wer jedoch alles verstanden hat, der erfüllt bereits die besten Voraussetzungen, ein Komplexitätsforscher zu werden.
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.
1 comment
[…] Tisal über Komplexitätsforschung bei Corona […]
Comments are closed.