Autor: U.K.
20-Jahres-Tief gegenüber Dollar, unter Parität gegenüber Franken
Schlechte Konjunkturaussichten, hohe Inflation und nun auch noch akut drohender Gasmangel – die Aussichten für die europäische Wirtschaft, besonders in Mitteleuropa, sind alles andere als rosig. Die heute veröffentlichen Einkaufsmanager-Indizes für Deutschland, Frankreich, Italien und die Eurozone gesamt sind gegenüber dem Vormonat deutlich gefallen und rangieren jetzt auf Werten nur noch knapp oberhalb einer Rezession. Unter Experten gelten die Einkaufsmanager-Indizes, im Fachjargon „Purchasing Managers‘ Index (PMI)“, als zuverlässiger Frühindikator für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Hinzu kommt, dass im Juni die deutsche Handelsbilanz erstmals seit der Finanzkrise 2008 ins Negative abgerutscht ist. Das heißt, die Exportnation Deutschland hat erstmals seit langer Zeit weniger exportiern können als importiert werden musste.
Die Devisenmärkte haben prompt reagiert und den Kurs des Euro auf Talfahrt geschickt. Gegen über dem US-Dollar notiert der Euro aktuell bei 1,029. Ein Minus von über einem Prozent innert weniger Stunden, und so tief wie seit 2002 nicht mehr. Gegenüber dem Schweizer Franken wurde sogar die Parität unterschritten, d.h. ein Franken ist jetzt teuer als ein Euro. Die Schweizer Nationalbank sieht dem Treiben zu und verzichtet auf Stützungskäufe, denn die Eidgenossen haben den Euro eh abgeschrieben (ZurZeit berichtete https://zurzeit.at/index.php/juni-gewitter-am-zinsmarkt/ ).
Zudem mehren sich am Markt Zweifel, ob die EZB bei ihrer kommenden Sitzung Mitte des Monats wirklich beherzt gegen die Teuerung vorgehen wird, oder sich in einen wachsweichen und halbherzigen Kompromiss rausschwindelt, weil Frau Lagarde Angst vor einem Konjunktureinbruch hat.
Für die Inflation bei uns alles keine guten Nachrichten, denn ein schwacher Euro bedeutet automatisch eine weitere Verteuerung von Energie- und Rohstoffimporten.