Manfred Tisal über die Blüten des Genderwahns
Schreiben wir in Zukunft FreundInnen oder Freund/innen oder Freund_innen, oder Freund.innen. In Diskussion stehen sogar die Varianten Freundx oder Freund*innen. Vielfältig sind die Varianten, die sich Sprachwissenschafter ausdenken, um den Wünschen der Feministinnen und „Genderwahnsinnigen“ gerecht zu werden. Stellt sich die Frage, ob wir wirklich unsere Sprache, nur weil sich einige diskriminiert fühlen, ruinieren wollen. Alleine das Wort Diskriminierung bedarf einer Definition. Im Zuge der Diskussion um den Genderwahn bedarf es nicht einmal mehr des Tatsachenbeweises einer Diskriminierung. Es reicht, wenn man sich diskriminiert fühlt.
Eine Veränderung unserer Schrift, unsers Handelns und unseres Denkens geschieht also nur im vorauseilenden Gehorsam gegenüber jenen, die sich auf die Füße getreten fühlen. Der Genderwahn „schleppt“ aber auch noch eine Reihe anderer Absurditäten mit sich. So werden zum Beispiel Ampelmännchen und Ampelweibchen gefordert. Geschlechterübergreifende Unisex-Toiletten für Schüler, die sich weder als Mann oder als Frau fühlen, stehen ebenfalls zur Diskussion. Es muss uns wirklich gut gehen, dass wir uns mit derartigem Schwachsinn beschäftigen. Was früher als Gleichheit der Chancen definiert wurde, kann man heute als Ergebnisgleichheit bezeichnen. Mit eine Ursache des Genderwahns ist scheinbar vielmehr die Tatsache, dass viele Menschen sich weigern, ihr Geschlecht zu definieren.
Gab es früher nur Mann und Frau, so gibt es heute Schwule, Lesben, Transsexuelle, die es sind, aber sich nicht definieren wollen. Biologische Männer und Frauen, die sich im falschen Körper fühlen u.s.w. Wissenschafter sprechen davon, dass es mehr als 60 verschiedene Geschlechter geben soll. Man kann es sich also aussuchen. Aber warum deshalb unsere Sprache ändern?
Am ersten Mai 1999 wurde das Gendern zum rechtlich verbindlichen Prinzip erhoben und seitdem spekulieren Sprachwissenschafter, wie man den Wahn in Wort und Schrift umsetzen könnte. Seitdem eifern die „Fürs“ mit den „Widers“ um die Wette und bis dato spiegeln sich die kuriosesten Vorschläge in den vermeintlichen Lösungen wider. Trotz alledem hat sich an den Gleichberechtigungswünschen der Kämpfer um Gleichstellung nichts geändert. Frauen verdienen für gleiche Arbeit noch immer weniger als Männer. Ihr Aufgabe als Mutter und Hausfrau geht weiterhin in der Diskussion unter und wird vielfach weder geschätzt noch anerkannt.
Das Wesentliche verliert sich in der Diskussion um die Zeichen ( _ / * .) als Trennelement für alles, was eigentlich die Geschlechter und die Menschen verbinden sollte. Wäre es nicht sinnvoller, sich gegenseitig „Wert zu schätzen“, als das Geschlecht in unserer Sprache mit allen Mitteln definieren zu wollen? Akzeptanz und Toleranz wären zum Beispiel zum Beispiel Heilmittel gegen den Genderwahn und dessen Blüten. Sicherlich würden sich die Druckereien und Verlage die Hände reiben, sollten Werke der Weltliteratur und amtliche Formulare umgeschrieben werden müssen. Aber ich habe noch keine Neuerscheinung eines Romans gelesen, in dem auf Gendern Rücksicht genommen wurde. Selbst namhafte Literaten beschränken sich auf den Inhalt ihre Romans und nicht auf eine geschlechterspezifische Schreibweise.
Letztlich steht noch eine Frage im Raum: Haben wir in Zeiten von Corona, Hungersnöten, Naturkatastrophen und Umweltproblemen keine anderen Sorgen, als uns mit Trennzeichen zwischen Mann und Frau zu beschäftigen?
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.
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