Vor wenigen Tagen erhielt Deutschlands Außenminister Maas ein eher unangenehmes Schreiben. Es enthält die Aufforderung des Kabinetts in Athen, Verhandlungen über Ansprüche Griechenlands an die Bundesrepublik (diese ist nicht bloß Rechtsnachfolgerin, sondern identisch mit dem Völkerrechtssubjekt „Deutsches Reich“) aufzunehmen. Athen fordert Reparationszahlungen für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg: 288 Milliarden Euro.
Nach Forderungen aus Warschau und Windhuk (Deutsch-Südwest) halten also die Hellenen die Hand auf. Obwohl sie in den letzten Jahren hauptsächlich durch deutsches Geld dem Staatsbankrott entkommen sind.
Es ist stets dasselbe Procedere: Berlin zieht das Büßerhemd an, kuschelt sich gesenkten Hauptes auf die Anklagebank der Weltgeschichte und ist dann überrascht, wenn als Folge überzogener Schuldeingeständnisse vermeintliche Opfer mit aufgehaltener Hand auftauchen. Besonders kurios ist eine Entschließung des Bundestages vom Juni 2016, wo im Zusammenhang mit dem Massenmord der Türken an den Armeniern vor 100 Jahren „Deutschlands unrühmliche Rolle“ betont wird. Man reklamiert sich quasi in die Reihe der Schuldigen hinein.
Der kluge jüdisch-deutsche Historiker Michael Wolffsohn weist auf die monetären Folgen hin: „Die deutschen Entscheidungsträger haben das offensichtlich nicht bedacht. Sie haben mehr moralisch gefühlt als an die geradezu zwingenden Ansprüche gedacht … Es wäre fast ein Wunder, wenn nicht auch das unabhängige Armenien irgendwann deutsche Wiedergutmachung verlangte.“
(Bild: Wikimedia Commons)