Die Vorboten der Rezession

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Autor: U.K. Bild: Peter Lindenau auf Pixabay Lizenz: –


Containerfrachtraten tauchen ab, Einkaufsmanager drosseln Bestellungen

Für die Prognose der mittelfristigen Konjunkturentwicklung nutzen Wirtschaftsanalysten eine Reihe von Masszahlen, die als quantitative Frühindikatoren für das wirtschaftliche Wachstum der nächsten 12 bis 18 Monate dienen. Quantitative Indikatoren sind recht zuverlässig, da hier objektiv gemessene Zahlen als Vorhersagewerkzeug dienen und die dahinter stehenden Mechanismen der Volkswirtschaft gut erforscht und bekannt sind. So ist es zum Beispiel auch für Nicht-Ökonomen leicht einsichtig, dass ein starker Ansteig der Erzeugerpreise sich nach einigen Monaten auch als Anstieg der Verbraucherpreise an der Ladentheke bemerkbar machen wird. Denn es dauert eben einige Zeit, bis die Preisinflation über die Produktions- und Lieferketten bis zum Endkunden hochgewandert ist.

Von daher lassen die jüngsten Daten makroökonomischer Schlüsselwerte nichts Gutes für die Konjunktur, speziell in Mitteleuropa erwarten. So ist der Freightos Baltic Index (FBX), der die Preisentwicklung für weltweite Containerfrachten tagesaktuell abbildet, jetzt um 65% von seinem Höchstwert im September letzten Jahres zurückgegangen. Das ist zwar einerseits erfreulich, weil dadurch die Kosten des internationalen Warentransports, speziell zwischen China und Europa sowie den USA, wieder auf normale Niveaus sinken. Allerdings ist dieser Rückgang nicht einem erhöhten Angebot von Containerschiffen zu verdanken, sondern einem Schrumpfen der transportierten Warenmengen. Auf der Route China – USA-Westküste fahren die Containerfrachter derzeit nur noch mit 70% Auslastung, was entsprechend die Preise drückt und für die Reedereien fast nicht mehr kostendeckend ist. Bereits werden geplante Linienfahrten storniert, und insgesamt ist binnen Jahresfrist die Transportkapazität auf dieser Route um 13% gesunken, so Analysen der Seefracht-Experten von Xeneta und Sea-Intelligence. Ähnlich sieht es auf der Frachtroute China – Suezkanal – Nordeuropa aus, über die vor allem die Seehäfen Rotterdam und Hamburg bedient werden.

Gleichzeitig laufen auch die Einkaufsmanager-Indizes (im Fachjargon „Purchase Manager Index“ PMI) in Bereiche, die als Rezessionssignal angesehen werden. Die PMIs sind ein Maß für die Bereitschaft und den Umfang, in dem die Einkäufer großer Industrie- und Handelsunternehmen neue Bestellungen von Waren, Rohmaterial und Dienstleistungen in nächster Zeit planen. Diese Indizes werden nach standardisierten Verfahren berechnet und sind inflationsbereinigt; ein Wert unter 50 zeigt wirtschaftliches Schrumpfen an. Denn wenn die Auftragslage mau wird oder das Management die Konjunkturaussichten pessimistisch sieht, wird sich natürlich niemand mehr das Lager voll machen oder in neue Gerätschaften investieren.

Der „Eurozone S&P Global Composite PMI“, der die Top-300 Einkäufer sowohl aus produzierendem Gewerbe wie aus Dienstleitungsunternehmen der Euro-Zone umfasst, ist im September auf 48,1 Zähler gefallen. Schlechter war der Wert in den letzten zehn Jahren nur zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Der äusserst wichtige Einkaufsmanagerindex der deutschen Industrie („Markit Germany Manufacturing PMI“) ist für September auf 47,8 zurückgegangen; ein Absturz um 18,8 Zähler vom euphorischen Höchstwert 66,6 im April 2021. Dabei steht der Trend auf weiteren Rückgang. Eine Besserung ist, auch aufgrund er Energiepreiskrise, nicht absehbar.

Damit läuft Europa in den Teufelskreis aus Inflation und gleichzeitiger Rezession hinein, denn die EZB kann das klassische Mittel der Rezessionsbekämpfung, nämlich Zinssenkungen, nicht mehr anwenden. Vollkommener Irrsinn also, wenn in Österreich Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) nun mit ihrer neuen CO2-Steuer die Inflation noch weiter anheizt und die Wirtschaft mit hausgemachten Kostensteigerungen noch mehr belastet.

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