Autor: E.K-L. Bild: Wikipedia/Thesupermat Lizenz: CC BY-SA 3.0
Rascher Vormarsch der heimattreuen Kräfte in Frankreich
Unter dem Titel „Da zieht eine Katastrophe herauf“ schießt der linke Philosoph Bernard-Henri Lévy in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 18. Oktober eine Breitseite gegen einen patriotischen Kandidaten für die französische Präsidentschaftswahl im April 2022 ab. Erraten! Es handelt sich um Éric Zemmour, der da im Kreuzfeuer steht, obschon er sein Antreten noch nicht offiziell verkündet hat. Noch recht neutral klingt der Untertitel der Lévy-Attacke: „Éric Zemmour ist rechts – und jüdisch. Was seine Kandidatur für das Schicksal der Juden in Frankreich bedeutet“, und sanft hebt der Philosoph an: „Jeder denkt darüber nach. Aber niemand scheint darüber reden zu wollen. Zemmour ist Jude.“
Die Volkstümlichkeit Zemmours scheint die Kräfte, die sich um Emmanuel Macron sowie die linken Bewerber wie die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, und das alte Schlachtross Jean-Luc Mélenchon (70) mit dessen Bewegung „La France insoumise“ (deren militanter Kern jakobinisch angehaucht ist) scharen, etwas zu verunsichern. Darum legt Lévy ganz massiv los, gleichsam als rhetorische Stalinorgel:
„Ich beobachte die Wut, mit der er sich der kriminellen Rhetorik alter Rechtsextremisten wie der Schriftsteller Maurice Barrès und Charles Maurras bedient, so als wolle er der Figur der Synagoge an der Fassade von Notre Dame persönlich die Augen ausreißen. Ich beobachte, wie er mit Wonne in den braunen Sumpf des französischen Faschismus stapft und manchmal darin herumplanscht, manchmal herumstolziert wie ein Karnevals-Bonaparte auf der Brücke von Arcole …“
Und weiter: „Ich sehe, dass er alles mit Füßen tritt, was mit dem idealistischen jüdischen Erbe in Frankreich zu tun hat, mit Moral, mit Verantwortung für andere, mit jenem alten Sinnbild des Fremden auf der Erde, das uns in unserer Gastfreundschaft gegenüber Migranten inspirieren sollte. Und in dieser Übertretung steckt etwas, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.“
Auch Brüssel ist beunruhigt: Laut der jüngsten Eurobarometer-Umfrage geben nur 36 Prozent der Franzosen an, dass sie der EU vertrauen. Das ist der niedrigste Wert in der Union und liegt 13 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt. Die Umfragewerte zeigen übrigens, dass Éric Zemmour, der zurzeit bloß möglicherweise kandidiert, gleichauf mit Marine Le Pen liegt – so dass schon spekuliert wird, ob Le Pen ihm die Kandidatur überlässt. Zusammen haben die beiden mehr Stimmen als Emmanuel Macron.
Vorläufiges Fazit: Der französische Wahlkampf um das Amt des Präsidenten verspricht spannend zu werden.