Frankfurt: Diesmal eine Buchmesse en miniature

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Autor: E.K.-L.  Bild: Wikipedia / JCS / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 / GFDL


Enttäuschung über die Absage der „weltberühmten“ Buchautorin Jasmina Kuhnke

Die heurige Frankfurter Buchmesse (20. bis 24. Oktober) ist von den Verlagen recht schwach besucht. Statt 7.450 Aussteller wie 2019 werden in diesem Jahr bloß 1.500 die Gelegenheit wahrnehmen, dem Publikum ihre Produkte zu präsentieren. Die Messe ist somit weit kleiner und auch die Abläufe werden dem Infektionsgeschehen angepasst.

In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) ist zu lesen, die Buchmesse sei „mit nur einem Viertel der Aussteller ein Schatten ihrer selbst. Ein Teufelskreis für die Messe, denn durch das verringerte Angebot an Ausstellern war auch die Motivation für Besucher geringer, vor allem für das Fachpublikum, dem die ersten beiden Tage vorbehalten waren. Erstaunlich, dass die Messe an diesem alten Exklusivitätskonzept festgehalten hat. Auch falsch, wie man nun weiß, denn so herrschte zunächst gähnende Leere auf dem Gelände, was die Stimmung der Aussteller drückte.“

Kuriosum an Rande: Wieder einmal ertönt das Gekreische diverser Klein-Autoren, die – welch Verlust! – ihre Teilnahme absagen, weil an der Messe patriotische Verlage ihre Bücher präsentieren. Messechef Jürgen Boos verteidigt die Anwesenheit etwa des Dresdner Verlags „Jungeuropa“ auf der Buchmesse mit dem Hinweis auf die Meinungsfreiheit.

Einen wahrlich schweren Schlag für die Frankfurter Messe  bedeutet die Absage der schwarzen Autorin Jasmina Kuhnke. Sie sollte an der ARD-Buchnacht teilnehmen, auf der sie ihren Debütroman „Schwarzes Herz“ vorstellen wollte. Aber sie fühlt sich von „Rechten“ bedroht. Schade, denn der Rowohlt-Verlag preist die Dame als unüberhörbare Stimme im Kampf gegen Rassismus in diesem Land. Tja, Reisende soll man nicht aufhalten. Etwas nobler formulierte es der selige Bruno Kreisky: Wem es in unserem wunderschönen Land partout nicht gefällt, den zwingen wir nicht, hierzubleiben.

Die schwarze Grünen-Politikerin Aminata Touré (ihre Eltern flohen nach dem Putsch im west-afrikanischen Mali 1991 nach Deutschland) teilt zwar die Kritik an der Präsenz angeblich rechtsextremer Verlage auf der Buchmesse, hat sich aber trotzdem entschieden zu kommen. Welch Glück und Segen!  Im Gespräch mit Hadija Haruna-Oelke von der „Frankfurter Rundschau“ erklärt sie, warum sie der Argumentation der Buchmesse zum Thema nicht folgt: „Den Verweis auf Meinungsfreiheit bei rechten Positionen finde ich höchst problematisch. Diese Debatten führen wir seit Ewigkeiten, und wir sprechen hier ja dezidiert über Verlage, die andere Menschen abwerten …“ Sapperlot! Die ex cathedra-Entscheidung, wer da wen abwertet, obliegt natürlich Frau Aminata Touré.

Nun, da sind noch die Schauspielerinnen Annabelle Mandeng und Nikeata Thompson, der Influencer Riccardo Simonetti und der Inklusions-Aktivist Raul Krauthausen, die ihre Absagen hinausposaunten. Alles Personen, für die der Spruch gilt: Jeder weiß, dass sie keiner kennt.

Tapfer zeigt sich hingegen ein Rassismus-Experte, der sich stolz Aladin El-Mafaalani schreibt. Voll Zivilcourage formuliert der Soziologe: „Ich meide einen Ort nicht, weil da Faschos sind. Ich gehe da gezielt hin. Das ist meine Idee von Widerstand.“ Auf ihn haben sicher schon viele gewartet.

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