Autor: B.T. Bild: Wikipedia/Guallendra Lizenz: CC0 1.0
Die zweite Runde der französischen Parlamentswahl brachte für den Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen ein enttäuschendes Ergebnis. Die patriotische Partei, die die erste Runde der Parlamentswahl mit 31 Prozent klar für sich entscheiden konnten, landeten nach der Stichwahl – gemessen in Mandaten – nur auf dem dritten Rang. Wahlsieger wurde die „Neue Volksfront“ (NFP), ein Bündnis aus linken und extrem linken Parteien.
Konkret gewann die Linke 182 der 589 Sitze in der Nationalversammlung. Den zweiten Rang erreichte das Mitte-Bündnis Ensemble von Staatspräsident Emmanuel Macron mit 168 Sitzen, und dahinter folgt der RN mit 143 Sitzen.
Grund für den Erfolg des linken Lagers waren Absprachen zwischen dem linken und Mitte-Lager im Vorfeld der Stichwahl. In Frankreich gilt das Mehrheitswahlrecht, in die Nationalversammlung zieht jener Bewerber ein, der in der ersten oder der zweiten Wahlrunde die absolute Mehrheit erreicht. Rund 200 Bewerber dieser beiden Lager zogen ihre Kandidatur für den zweiten Wahlgang zurück, um so eine gemeinsame Front gegen den RN zu bilden. Wie sich zeigt, ging diese Strategie auf, was wiederum bedeutet, dass zahlreiche Wähler der „Mitte“ im zweiten Wahlgang ihre Stimme einem linken oder linksextremen Kandidaten gegeben haben. In der NFP sind beispielsweise auch die Kommunisten vertreten.
Marine Le Pen sagte nach Bekanntwerden des enttäuschenden Wahlergebnisses: „Die Flut steigt, diesmal nicht hoch genug, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben.“ Bei der letzten Parlamentswahl 2022 hatte der RN 89 Sitze erreicht, konnte nun also gegenüber vor zwei Jahren mehr als 50 Mandate hinzugewinnen. Hinzu kommt, dass die nächste Parlamentswahl wohl früher als regulär in fünf Jahren anstehen dürfte. Weil keines der Lage eine absolute Mehrheit erreicht hat, wird der nächsten Regierung voraussichtlich eine kurze Lebensdauer beschieden sein.