Gilt der Grundsatz: Geschäft vor Umweltschutz?

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Manjarul.hasan Lizenz: CC BY-SA 4.0


Über das wahre Ausmaß von Methan-Emissionen bei Flüssiggas

Die EU importiert Flüssiggas aus den USA, Ägypten und Israel, um sich von Russland weniger abhängig zu machen. Aber das schadet dem vielbeschworenen Klima. Weil beim Transport von Flüssiggas das Treibhausgas Methan in die Atmosphäre gelangt. Und zwar in größerer Menge als bis jetzt gedacht.

Flüssiges Erdgas aus den USA ist derzeit beliebt, seit Joe Biden und Ursula von der Leyen einen Gasdeal abgeschlossen haben. In dessen Folge steigern die USA ihre Exporte in die EU im Jahr 2022 um satte zwei Drittel. Auch Israel und Ägypten sollen in Zukunft mehr Erdgas in die EU liefern. Das deckt zwar ein Zehntel des Erdgasbedarfs, bringt aber zugleich Klimaschutzpläne in Gefahr.

Flüssiggas verursacht mehr Methanemissionen als Pipeline-Erdgas. Das liegt an der stärkeren Verarbeitung von Flüssiggas. Nach dem Fördern muss es zunächst von Unreinheiten wie Wasser, Quecksilber und CO2 befreit werden, bis nur noch reines Methan übrigbleibt. Dann senkt ein Kühlkreislauf die Temperatur auf minus 162 Grad Celsius. Das Gas verflüssigt sich und schrumpft auf ein Sechshundertstel (!) seines Volumens.

Anschließend wird der nun LNG (liquefied natural gas) genannte Rohstoff in Schiffstanks gefüllt, am Zielort durch Wärmezufuhr wieder in Gasform gebracht und schließlich in das Netz eingespeist. Bei jedem dieser Schritte entweicht das potente Treibhausgas Methan in die Atmosphäre. Eine brandgefährliche Sache: In den ersten zwanzig Jahren nach der Emission hat Methan pro Molekül ein mehr als achtzigmal so starkes Wärmepotenzial wie CO2. Das wird Greta Thunberg minder freuen!

Das meiste Methan entweicht bereits während des Förderns. Allein die inländische US-Gasproduktion trieb 2017 fast fünf Millionen Tonnen Methan in die Atmosphäre, weiters gehen bei LNG-Exporten  etwa 3 % des beförderten Methans verloren. Das ist etwa dreimal so viel wie die Verluste bei Pipeline-Exporten.

Die Datenlage ist denkbar dunkel, wobei hier ein Verdacht auftaucht: Forscher und Industrie unterschätzen – unbewusst und mit Absicht, um nicht als Anhänger des Pipeline-Gastransports gemobbt zu werden – die Methan-Emissionen. So unterschätzt die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA die Emissionen eines der größten Ölfelder 2018 um sagenhafte 60 %.

Es handelt sich dabei um das 220.000 qkm große Perm-Becken in Texas und New Mexico. Hier fördern Unternehmen wie Shell und ExxonMobil fast ein Viertel des US-Erdgases, auch das für Europa bestimmte. Die Studie spricht von einem Methanverlust von rund 4 % der Fördermenge. Vermutlich ist das immer noch eine krasse Untertreibung, eine umfangreiche neue Studie kommt auf mehr als 9 %.

Die Industrie kann freilich nicht auf die Wissenschaft warten. Während Letztere nach Klarheit in den Daten sucht, muss die Erdgasproduktion auf politischen Druck hin sofort stark ansteigen. Bis 2030 werden allein die USA ihre LNG-Lieferungen nach Europa verdoppeln. Dafür sind neue Terminals, Inland-Pipelines und Tanker nötig.

Diese Investitionen deuten darauf hin, dass Europa trotz steigender Methan-Emissionen und folglich auf Kosten der Umwelt mindestens noch ein Jahrzehnt auf Erdgas setzen wird – möglicherweise noch länger. Eine erfreuliche Nachricht für smarte US-Businessmen und Aktionäre der Gas-Unternehmen, die sich für eine gesunde Umwelt herzlich wenig interessieren.

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