Vorerst ein paar Fragen. Was wird sich ändern, durch das Gendern? Werden die Frauen in Afghanistan geachteter als bisher? Werden sie nicht mehr bis zum Tode gesteinigt, wenn sie Ehebruch begehen? Werden Mädchen im Kindesalter nicht mehr zwangsverheiratet? Werden weniger Frauen Opfer häuslicher Gewalt? Werden weniger Frauen unter der Armutsgrenze leben? Werden weniger Frauen vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen? Werden weniger Frauen Hunger leiden? Werden in Afrika Männer kilometerweit das Wasser auf ihren Köpfen tragen? Die Liste könnte man endlos fortsetzen.
Ändert eine Veränderung des Telefonalphabets von A wie Anton auf A wie Augsburg oder B wie Berta auf B wie Berlin etwas am Elend vieler Frauen? Und werden Österreich oder die Schweiz mitmachen, oder ein eigenes gegendertes Telefonalphabet entwickeln? Über Jahrhunderte, die uns Fortschritt gebracht haben, sah man sich nicht genötigt etwas zu unternehmen, um den Stellenwert der Frau einen neuen Anstrich zu geben. Doch plötzlich kommen einige Emanzen darauf, sich dahingehend profilieren zu wollen, indem sie eine Angleichung der Weiblichkeit in Bezug auf die Sprache fordern. Unterstützt werden sie dabei von den Medien, die sich in der Artikulierung mancher gegenderter Begriffe an die Grenze der Verständnis- und Geschmacklosigkeit begeben. Und das in einer Zeit, in der wir von Krisen, Naturkatastrophen, Kriegen, Leid und Elend nur so gebeutelt werden. Viele, auch Frauen, fragen sich schon ob das sein muss.
Seit Menschengedenken ist die Sprache verbales Bindeglied zwischen Menschen und Generationen. Sie ist Grundlage für fast alles was mit Worten bewegt werden kann. Sicher hat sich die Sprache im Laufe der Jahrhunderte, gemeinsam mit dem Fortschritt und den Errungenschaften der Neuzeit verändert. Im Wesentlichen hat sie aber Funktion und Sinn bewahrt. Sprache kann trennen, aber auch verbinden. Jetzt verbünden sich einige, um zu trennen. Mit einem /, einem * einem_ oder womit auch immer. Besser wäre es, unsere Sprache wie sie ist und wächst zu erhalten. Deutsch ist eine schöne, melodische Sprache, die, gefühlvoll angewandt, viel zu entnehmen ist. Dazu gehören auch Liebe und Respekt. Beschäftigen wir uns lieber damit, die Anglizismen aus unserem Sprachgebrauch zu verbannen.
Und was ist an „I love you“ schöner als an „Ich liebe dich“? Der holden Weiblichkeit galt und gilt in unserer Zivilisation immer Respekt und Achtung. Auch ohne die Genderei, die sich in den Köpfen der Sprachemanzen schon so weit manifestiert hat, dass sie vergessen, die Meinung der Masse zu akzeptieren. Und die will vom Gendern nichts wissen, weil sie derzeit andere Sorgen hat.
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.
[Autor: – Bild: Flickr Lizen: Hillary HartleyCC BY-NC-SA 2.0]