Kobalt: Afrika will sich schrittweise emanzipieren

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Didier Descouens Lizenz: CC BY-SA 4.0


Pläne für eine Art Kobalt-OPEC

Kobalt – mitunter auch „Kobold“ genannt (© Annalena Baerbock) – wird heutzutage immer wichtiger; einerseits für Akkumulatoren (wiederaufladbare Batterien), andererseits für elektronische Geräte (etwa Smartphones) sowie für Elektroautos. Es handelt sich um das chemische Element Co (lat. cobaltum) und hat die Ordnungszahl 27 im Periodensystem der Elemente (PSE); es kommt in der Erdkruste mit einer Häufigkeit von 0,004 % vor. Das spricht für eine gewisse Seltenheit. Trotzdem werden die weltweit bekannten Kobalt-Reserven auf 25 Millionen Tonnen geschätzt, vor allem auf den Böden der Ozeane, was einen Abbau praktisch unmöglich macht.

Das Land mit der weitaus größten jährlichen Fördermenge ist die sogenannte Demokratische Republik Kongo (früher: Zaire, davor: Belgisch-Kongo) mit jährlich 66.000 Tonnen Fördermenge (Stand 2016). Dahinter liegt Rotchina mit 7.700 Tonnen, die Bronzemedaille geht an Kanada mit 7.300 Tonnen. 2021 fördert Kongo satte 70 %, die Hälfte aller Reserven liegt im Erdreich des Riesenlandes im Kongobecken.

Nun prescht der oben erwähnte zentralafrikanische Staat Kongo vor und dessen Präsident Félix Antoine Tshisekedi betreibt die Gründung eines Kobalt-Kartells nach dem Muster der erdölexportierenden Staaten (OPEC). Die Regierung in Kinshasa ist sich durchaus seiner Machtstellung bewusst, das Instrument dazu ist das staatliche Unternehmen Entreprise Générale du Cobalt (EGC). Dadurch soll der sogenannte Kleinbergbau zurückgedrängt werden, der heute rund ein Drittel der Förderung ausmacht; mehr als zehn Prozent des weltweiten Angebots an Kobalt stammen aus dieser Abbaumethode.  Kleinbergbau – das bedeutet meist Kinderarbeit, Umweltverschmutzung, Korruption und Gewalt. Noch dazu arbeiten die Kleinschürfer unter gefährlichen Bedingungen. Die übrigen Kobaltmengen werden durch mechanisierte Minen gefördert, Platzhirsch im Handel mit Kobalt ist die Firma Glencore aus der Schweiz – das Unternehmen, das im Rohstoffhandel jährlich knapp über 200 Milliarden US-Dollar (!) umsetzt.

Das Staatsunternehmen EGC soll, so der Plan, der alleinige Abnehmer von Kobalt aus dem kongolesischen Kleinbergbau sein. Kleinschürfer dürfen nur mehr in vorher vom EGC bestimmten Gebieten abbauen. Im Gegenzug sorgt das Unternehmen für die Zurückdrängung der Kinderarbeit und für Sicherheitsstandards. Schließlich sollen den Kleinschürfern faire Preise garantiert werden, was immer das auch bedeuten mag.

Am Anfang der in Aussicht genommenen Kobalt-OPEC soll eine enge Zusammenarbeit mit dem ebenfalls mit Rohstoffen reichlich gesegneten Sambia (Nord-Rhodesien) entwickelt werden. Dessen Bergbauminister Paul Kabuswe strebt als Ziel, die Steigerung der Wertschöpfung in Afrika an, etwa durch die Herstellung eines Vorprodukts für Lithium-Ionen-Batterien, wo zurzeit die Chinesen das Zepter in der Hand haben. Mit anderen Worten: Statt wie bisher bloß den Rohstoff zu exportieren, soll in Afrika das Kobalt möglichst breit verarbeitet werden; bis hin zur Herstellung von Endprodukten wie zum Beispiel Akkumulatoren.

Etliche westliche Firmen meiden den kongolesischen Markt für Kobalt, weil ihnen die Lieferketten bedenklich erscheinen. Die kongolesischen Behörden zeihen diese Unternehmen der Heuchelei, weil Kobalt aus dem Kongo oft in rotchinesischen Raffinerien landen. Von dort würden aber westliche Firmen die Batterien ohne Bedenken kaufen …

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