Autor: U.K.
Rumms, jetzt rauscht der Fahrstuhl in den Keller
Gerne würde der Autor jetzt auch mal positive Wirtschaftsdaten verkünden – allweil, es geht nicht. Denn am 12 Juli um 11 Uhr meldete das hoch angesehene Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim einen weiteren massiven Einbruch des Konjunkturerwartungs-Index in der deutschen Wirtschaft auf -53,8 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit über einem Jahrzehnt. Nur auf dem Höhepunkt der Euro-Krise 2011 und während der großen Rezession 2008/09 war die Konjunkturerwartung in Deutschland kurzzeitig noch schlechter.
Der ZEW-Konjunkturerwartungsindex wird jeden Monat an Hand der Befragung von rund 300 Top-Managern und Analysten großer Industriefirmen, Banken und Versicherungen berechnet. Politiker haben dabei nichts zu melden. Er gilt unbestritten als das Konjunkturbarometer, wenn es um die mittelfristige Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland geht. Und die konjunkturelle Situation in Europas größter Volkswirtschaft wirkt sich natürlich unmittelbar auf das ökonomische Geschehen auch in Österreich aus.
Die Gründe sind einmal mehr die Auswirkungen der Russland-Sanktionen auf uns selber (ZurZeit berichtete bereits im März), verschärft nun noch durch die eskalierenden Probleme am Gasmarkt.
Denn der Termin-Kontrakt für Erdgas in Europa (Dutch TTF) zur Lieferung im November 2022 hat aktuell mit 179 Euro/MWh ebenfalls einen historischen Höchststand erreicht und notiert rund achtmal höher als vor einem Jahr, als die Preissteigerungen am Gasmarkt für Rohstoffexperten bereits absehbar waren. Damit ist nicht nur der Spotpreis in extreme Höhen geschossen, sondern die hohen Gaspreise dürften uns auch für die absehbare Zukunft weiter belasten. Die offiziellen Beschwichtigungsreden, die uns noch vor wenigen Monaten eine Entspannung bei den Energiepreisen in Aussicht gestellt haben, sind damit als Lügen gestraft. Der Autor hat dem ohnehin nie Glauben geschenkt und warnte bereits im August letzten Jahres in der Print-Ausgabe von ZurZeit vor dieser Eskalationsgefahr.
Damit nicht genug hat Dienstagvormittag auch der Dollar gegenüber dem Euro erstmals seit 22 Jahren die Parität erreicht, mit einem EUR/USD-Kurs von exakt 1,0000, Tendenz weiter fallend. Nur unmittelbar nach Einführung des Euro-Bargelds am 1. Jänner 2002 war der Euro kurzfristig noch etwas billiger. Das bedeutet ein weiteres Anfachen der importierten Inflation bei Rohstoffen und Energie für die Euro-Zone. Auch hier warnte ZurZeit bereits im April vor dieser Entwicklung.