Euro-Schwäche

by admin2

Autor: U.K. Bild: PublicDomainPictures auf Pixabay Lizenz: –


Der verkannte Inflationstreiber

Den zunehmenden Wertverlust des Geldes spürt mittlerweile jeder, beim täglichen Einkauf im Supermarkt und beim Tanken an der Zapfsäule. Schuld daran ist aber keineswegs der böse Putin, wie uns Regierungspolitiker und Mainstream-Medien nun weismachen wollen. Denn der Ukraine-Konflikt wirkt zwar als Brandbeschleuniger. Die wahren Ursachen der stetig weiter steigenden Inflation – in Deutschland heute mit 7,4 Prozent auf einen neuen 40-Jahres-Höchstwert geklettert – aber liegen fundamental ganz wo anders.

Einer dieser Faktoren ist der massive Wertverlust des Euro gegenüber dem US-Dollar, den Devisenhändler seit gut einem Jahr an den Währungsbörsen beobachten. Dieser Trend, in den Medien kaum beachtet und von der EZB offenbar ignoriert, führt zu einem volkswirtschaftlichen Effekt, den Fachleute „Inflationsimport“ nennen. Denn international gehandelte Rohstoffe, allen voran Erdöl, aber auch Industriemetalle, Getreide und strategische Importgüter wie Computerchips, werden nun mal weitestgehend in US-Dollar abgerechnet.

Sinkt der Kurswert des Euro gegenüber dem Dollar, so verteuert sich die Ware entsprechend für die Länder der Euro-Zone, selbst wenn der ursprüngliche Verrechnungspreis gleichgeblieben ist. Verschärft wird das Problem noch dadurch, dass auch die Transportkosten, egal ob Seefracht oder Flugcontainer, weltweit in US-Dollar fakturiert werden.

Auf Jahressicht ist der Kurswert des amerikanischen Dollars gegenüber dem Euro um rund 16 Prozent gestiegen, der aktuelle Wert von 1,048 EUR/USD ist so schwach wie seit über fünf Jahren nicht mehr. Dies bedeutet, dass jede in Dollar zu bezahlende Ware oder Dienstleistung sich für Europa automatisch in diesem Zeitraum um 16 Prozent verteuert hat.

Und Devisenhändler gehen von einem weiteren Kursverfall aus. Das Verhältnis von 1-Monats-Call/Put-Optionen („one-month euro/dollar risk reversals“), eine Maßzahl für die Kurseinschätzung der Profis an den Devisenterminmärkten, liegt aktuell bei -1,87. Das heißt, mehr als doppelt so viele Händler erwarten einen weiteren Absturz des Euro als wie an eine baldige Erholung glauben. Sogar eine Parität, ein Kurs von 1 zu 1, wie es ihn zuletzt vor 20 Jahren gegeben hat, wird von Experten nicht mehr ausgeschlossen.

Ursache ist nicht nur die beharrliche Weigerung der EZB, mittels Zinserhöhungen etwas gegen die Inflation zu unternehmen, wie es die US-amerikanische Fed seit März tut und weiterhin plant. Vor allem Händler in den USA und in Asien sehen nun für die Euro-Zone die konkrete Gefahr einer substantiellen Rezession aufgrund der Russland-Sanktionen, während die US-Wirtschaft in dieser Hinsicht als robust angesehen wird, und dank hoher Weltmarktpreise für Rohöl, Agrarrohstoffe, Fracking-Gas und Waffenexporte sogar profitieren könnte.

Das könnte Sie auch interessieren