Konjunkturprogramm für Amazon & Co.

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Autor: U.K. Bild: soumen82hazra auf Pixabay Lizenz: –


Maskenchaos im Handel: Der Onlinehandel ist der große Profiteur

„Es kennt sich einfach keiner mehr aus“, seufzt resigniert die Verkäuferin der schicken Modeboutique in der Linzer Landstraße, der Flanier- und Einkaufsmeile im Herzen der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Denn seit dem 15. September sorgt die neue Corona-Maskenvorschrift des Gesundheitsministers für Verwirrung und Verunsicherung bei Kunden und Personal im österreichischen Einzelhandel.

Hier FFP2-Maske für alle, dort keine Maske für doppelt Geimpfte, im übernächsten Shop einfache „Maulwindel“, aber nur mit Impf- oder Genesungszertifikat, ansonsten strenge FFP2-Pflicht: Da blicken höchstens noch hauptamtliche Corona-Bürokraten durch. Zwecks Durchsetzung der unverständlichen und teils willkürlichen Regeln soll nach Wunsch von Innenminister Nehammer sogar die Polizei in die Geschäfte einrücken und „Stichprobenkontrollen“ vornehmen.

Mit der Angst im Nacken, wegen eines möglichen Maskenvergehens sich ein Strafmandat einzuhandeln, kommt natürlich keine Freude beim Einkaufsbummel mehr auf. Da wird der Einkauf im Geschäft zur lästigen Pflicht, die man schnellstmöglich hinter sich bringt. Das zeigen auch die Umsatzzahlen im Einzelhandel mehr als deutlich: Nach Angaben von Statistik Austria sind die Umsätze im Bereich Bekleidung und Schuhe inflationsbereinigt um rund 25 % gesunken, verglichen mit dem Vor-Corona Jahr 2019. Lediglich die Supermärkte verzeichnen ein Umsatzplus von etwa 8 %, da mehr Lebensmittel und Getränke daheim konsumiert wurden.

Freuen können sich hingegen Online-Riesen wie Amazon und Zalando, für die die staatlichen Corona-Restriktionen das beste Konjunkturprogramm aller Zeiten sind. So ist der Umsatz von Amazon seit Beginn 2020 um das 2,5-fache gestiegen; der Gewinn je Aktie hat sich sogar beinahe verdreifacht. Und der deutsche Mode- und Schuhversender Zalando hat seinen Umsatz immerhin um 75 % gesteigert, was der Aktie einen Kurssprung von 120 % und Zalando die Aufnahme in den DAX, den Leitindex der Deutschen Börse, bescherte. Zum Vergleich: Der österreichische ATX-Aktienindex legte im gleichen Zeitraum nur um magere 19 % zu.

Längst ist der Online-Handel nicht mehr auf preisgünstige Massenware beschränkt. MyTheresa, eine Luxus-Onlineboutique mit Stammsitz in München, bietet Designer-Mode im obersten Preissegment an, wo ein Poloshirt für Männer auch mal 1.000 Euro kosten kann und Handtaschen für 3.000 Euro zum Standardsortiment gehören. Gerade im Luxussegment, wo das positive Einkaufserlebnis eine entscheidende Rolle spielt, haben die Corona-Maßnahmen den Kundinnen und Kunden die Lust zum Geldausgeben im Geschäft verdorben. Marktforscher befürchten, dass Kunden, die einmal zu Online gewechselt sind, kaum wieder in den stationären Handel zurückkehren. Bei diesen Aussichten kein Wunder, dass MyTheresa an der New Yorker Börse derzeit mit rund 2,4 Milliarden US-Dollar bewertet wird.

So zerstören Lockdowns und Corona-Beschränkungen nicht nur immer mehr Arbeitsplätze und Existenzen im Einzelhandel unwiderruflich, sondern werden auch zu einer Veränderung unserer Innenstädte führen. Diese Folgeschäden scheint aber unsere derzeitige Regierungspolitik geflissentlich zu auszublenden.

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