Wie sich sogenannte bürgerliche Medien dem Zeitgeist anpassen
Der Verfasser dieser Zeilen kann sich an eine Podiumsdiskussion erinnern, welche die Spaltung Europas angesichts der Irakkriegspolitik von George W. Bush zum Thema hatte. Die Äußerungen waren erwartungsgemäß mehrheitlich amerikakritisch. Obwohl zu diesem Zeitpunkt lediglich die NATO-Länder Frankreich, Belgien und Deutschland nicht an der „Koalition der Willigen“ beteiligt waren. Während polnische Spezialkräfte gemeinsam mit den Navy Seals Insurgenten im sunnitischen Dreieck bekämpften, hielt der ehemalige polnische Außenminister Bartoszewski mittels verbalen Einsatzes die Fahne der Freiheit hoch.
Geleitet wurde die Debatte durch Frau Rohrer, welche anmerkte, dass sie bei der Worterteilung links beginne, was für eine „Presse“-Redakteurin ungewöhnlich sei. Frau Rohrer kritisierte in ihrer jüngsten samstäglichen Kolumne den Umstand, dass Bundesheeroffiziere in zivilen Ministerien als Informations- sowie Verbindungsoffiziere fungieren. Dass sämtliche Fragen steuerzahlerfinanzierter Behörden den Prinzipien der Geschlechts- sowie Klimaneutralität untergeordnet sind, stört hingegen nicht. Dass der Infrastrukturminister im Hinblick auf Industriespionage durch China bei Entscheidungen durch einen Sicherheitsexperten des Heeres sensibilisiert werden soll, stört jedoch.
Wer so etwas schreibt, kennt unser Bundesheer nicht. Schmissige, zackige, hackenzusammenschlagende, monokeltragende Kriegstreiber sucht man vergebens. Vielmehr sind österreichische Offiziere höflich, zurückhaltend, akademisierend, teils sogar umständlich. Manchmal würde man sich sogar wünschen, dass sie mehr Patton- und McArthur-Biographien lesen.
Derartige Kritik von „nicht-links“ ist dann in der Tat überraschend. Wendet man den Blick dann auf andere „nicht-linke“ Redakteure wird das Bild schon deutlicher. In der „Welt“ war das ideologische Kunststück zu lesen, dass es für einen Unionsanhänger schwer vorstellbar sei Likud oder die Tories zu wählen. Bei Trump und Farage rufen sie dann wohl nach dem Riechsalz.
Um im angelsächsischen Raum zu bleiben, ist eine Betrachtung der aktuellen Englisch-Matura in diesem Zusammenhang hilfreich. Die Kinder waren aufgefordert an die „European Food Agency“ – der Entbürokratisierungsbeauftragte Stoiber sowie das Subsidiaritätsprinzip lassen auf sich warten – einen Bericht zu übersenden. Ist das Schulessen zu fleischlastig etc. Oder einen Bericht als Praktikant eines Unternehmens zu verfassen, welches Biokaffee und Biotee vertreibt. Nachdem Greta Thunberg vom Papst empfangen wurde, kann man nurmehr sagen: Gott schütze die Zentralmatura. Was als Instrument fairer Notengebung gedacht war, wird nun zur subtil-subversiven Manipulation der Schüler missbraucht. Der Bildungsminister lässt auf sich warten.
Ein weiteres „nicht-linkes“ Phänomen schließt den Kreis und führt zu Ernsthaftigkeit. Der Grünen-Chef Werner Kogler, dem man fairerweise substantielle Arbeit in zahlreichen Ausschüssen zu Gute halten muss, erklärt in einem Interview mit „Presse“-Chefredakteur Nowak, dass Geert Wilders glücklicherweise nicht seinen Käfig verlasse und daher weniger gefährlich sei als andere Populisten.
Verließe Wilders seinen „Käfig“ ereilte ihn in wenigen Minuten bis Stunden das Schicksal von Pim Fortuyn oder Theo van Goghs. Ein „nicht-linker“ Interviewer hätte im Sinne von Fairness, Überparteilichkeit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Verteidigung der Demokratie etc. darauf hinweisen können. Ohne mit Wilders in allen Punkten übereinstimmen zu müssen. „Nicht-links“ fungiert nach dem Prinzip: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Waschbär-Konservativen gleich.
Wenigstens die Wirtschaftsredaktion hält Trump die Daumen.
[Autor: G. B. Bild: GSvA Lizenz: -]