Raffgier in Reinstkultur: Energiekonzerne zahlen Rohstoff-Händlern Millionenboni

by John Tuscha

Autor: U.E.-K. Bilder: pixabay Lizenz: –


Raffgier in Reinstkultur: Energiekonzerne zahlen Rohstoff-Händlern Millionenboni. Die mit Staatsgeld „geretteten“ Konzerne SEFE und Uniper schütten gigantische Geldprämien an führende Mitarbeiter aus, trotz Milliardenverlusten.

 

So was kann sich der Autor nicht in seinen schlimmsten Fieberträumen ausdenken. Die deutschen Energieriesen SEFE und Uniper, vorwiegend im Erdgas- und Stromgeschäft tätig, haben jetzt hunderte Millionen Euro als „Erfolgsprämien“ für 2022 an ihre in London beheimateten, angestellten Rohstoffhändler ausgezahlt. Das berichtete am Montag der angesehene Wirtschaftsnachrichtendienst Reuters. Und dies, obwohl besagte „Trader“ (so nennt man die im Branchen-Jargon) beiden Firmen im vergangenen Jahr Riesenverluste beschert hatten.

Dank dieser gigantischen Verluste musste Uniper, bis dahin Deutschlands größter Erdgas-Konzern, im Juli letzten Jahres mit Milliardenbeträgen vom Staat vor dem sicheren Konkurs gerettet werden (ZurZeit berichtete  https://zurzeit.at/index.php/irre-steuerzahler-sollen-deutschen-energiekonzern-retten/ ). Und die „SEFE Securing Energy for Europe GmbH“, wie der Laden jetzt offiziell heißt, entstand durch zwangsweise Verstaatlichung der Gasspeicher und Handelsgeschäfte der ehemaligen Gazprom Germania im Sommer 2022. Das man mit diesem unfreundlichen Sanktionsakt natürlich den sofortigen Lieferstopp durch Russland provozierte, war eigentlich jedem klar. Nur nicht den maßgeblichen Entscheidern im Berliner Bundeskanzleramt.

Als Folge musste Deutschlands Regierung rund 26 Milliarden(!) Euro Bargeld und Darlehen in die beiden notleidenen Konzerne pumpen, sonst wäre dort die Gasversorgung im Sommer letzten Jahres zusammengebrochen. Abgeschnitten vom zuverlässig strömenden und billigen Russengas mussten die konzerneigenen Trader nun versuchen, Gas anderswo am Weltmarkt zu beschaffen und dies möglichst gewinnbringend zu verhökern. Entweder mit einem saftigen „Gierflation“-Zuschlag an die eigenen Kunden, die sich eh nicht wehren konnten. Oder an der Börse, wo sie minder erfolgreich waren. Unterm Strich kam dabei ein weiterer Milliarden-Verlust raus, dessen genaue Höhe noch gar nicht zu beziffern ist.

Das hindert besagte Angestelle, die in der Konzernhierarchie im mittleren Management angesiedelt sind, aber nicht, auch für 2022 kräftige Boni einzustreichen. Im Schnitt zwischen 5 und 7 Millionen US-Dollar Prämien pro Personen sollen allein an die 200 SEFE-Trader in London geflossen sein, so berichten Insider. Und das zusätzlich zum normalen Fixgehalt. Ähnliches ist bei Uniper passiert. In Stellungnahmen gegenüber Reuters haben beide Firmen die Zahlungen im Prinzip bestätigt, ohne aber genaue Zahlen zu nennen. Laut Uniper müsse man dies tun, da sonst die Händler zu erfolgreicheren Schweizer Konkurrenten wie Trafigura oder Vitol in Genf abwandern könnten.

Nun, der Autor kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass derartige Erfolgsprämien im Rohstoffgeschäft sehr wohl üblich sind. Allerdings nur, wenn die Prämie tatsächlich durch Handelsgewinne erwirtschaftet und nicht aus Geschenken des Steuerzahlers finanziert wurde. Er empfiehlt den deutschen Tradern auch, es durchaus mal bei den Schweizern zu versuchen. Da bekommt man allerdings bei Verlusten keine Boni, sondern einen Tritt in dem Hintern…