Schredder Affäre: Wer lügt?

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Im heute tagenden Ibiza-Ausschuss sind die möglichen Verdächtigen rund um die Datenzerstörung geladen. Der inhaftierte Drahtzieher Julian H. sagte dem „Standard“ indes, das Umfeld um Kurz, soll Gudenus sogar gewarnt haben.

Am heutigen Mittwoch wird die sogenannte „Schredder Affäre“ im Ibiza-Ausschuss noch einmal aufgerollt. Nachdem der U-Ausschuss maßgeblich von ÖVP-Sobotka geleitet und überwacht wird, ist das wohl mehr Schein als Sein.

Vorgeladen ist der Täter Arno M., ein Mitarbeiter von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos fünf Festplatten des Bundeskanzleramts unter Pseudonym und ohne zu bezahlen vernichtete. Die Abgeordneten wollen die Causa „aufarbeiten“, nachdem die Staatsanwaltschaft bereits vor einem Jahr die Investigation beendet hatte.

Ermittlungen eingestellt

Außerdem ist der Kabinettschef des Bundeskanzlers, Bernhard Bonelli, sowie der ehemalige Kabinettschef von Gernot Blümel (ÖVP), Albert Posch, geladen. Bonelli gab an, vom „Schreddern“ erst im Juli erfahren zu haben. Wann Kurz über den Vorfall informiert worden sei, konnte Bonelli nicht sagen. Posch leitet mittlerweile den Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt. Die Fraktionen erwarten von ihm ebenfalls Einblicke in die internen Abläufe im Bundeskanzleramt unter der türkis-blauen Regierung.

Der in Deutschland inhaftierte mutmaßliche Drogenverkäufer und vermeintliche Erpresser Julian H. erklärte dem „Standard“ währenddessen, seine Sicht der Dinge: „Es (das Video) war mehr das Gefühl von Misserfolg, weil es meine Ambition gewesen war, von Strache ein direktes ‚Ich will das, dafür mache ich das‘ zu bekommen.“

ÖVP soll informiert gewesen sein

Das war aber nicht der Fall, weswegen das Ergebnis rund um den Ibiza-Ausschuss mehr oder weniger feststeht. Interessanterweise behauptet H. außerdem, dass es ihn erstaunt habe, wie unglaublich einfach es gewesen sei, Strache im Sommer 2017 in die Finca zu locken. Denn nach Angaben des Detektivs, würde hervorgehen, dass Gudenus schon zuvor vor einer drohenden Videofalle gewarnt worden sei. Diese Warnung kam, laut ihm, aus dem Umfeld von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Die ÖVP soll diese Information von einem Journalisten erfahren habe.

Außerdem erklärte H. er habe die Präsidentschaftskanzlei über das Video und seinen Inhalt informiert. Laut dem Drahtzieher soll es sogar ein Treffen mit einem Mitarbeiter von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gegeben haben. Die Präsidentschaftskanzlei dementierte dies jedoch, nach einer Anfrage der APA. Lediglich soll die Information nur eine „vage Andeutungen über eine bevorstehende Veröffentlichung zum Thema Korruption“ enthalten haben – sowie den Hinweis, dass der Verfasser mit Repressalien rechne, hieß es seitens der Hofburg. Man habe das erhaltene, betonte „vage“ Schreiben, wie üblich – „ad acta gelegt“.

Wo der Hund tatsächlich begraben ist, kann vermutlich jeder riechen. Niemand will es aber gewesen sein und trotzdem ergötzen sich die Beteiligten an der vollbrachten Tat.

[Autor: A.T. Bild: Wikipedia/Michael Kranewitter Lizenz: CC BY-SA 3.0 at]

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