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Briten, Finnen und Polen liefern moderne Panzer. Deutschland kämpft mit Ressourcen
„Wo sind all die Panzer hin? Wo sind sie geblieben?“ Diese Abwandlung eines pazifistischen Protestliedes kommt in den Sinn, wenn von den aktuellen Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine die Rede ist. Der Vorstandschef von Rheinmetall, Armin Papperger, erklärte der „Bild am Sonntag“, dass Leopard-Panzer frühestens im Jahr 2024 geliefert werden könnten. Hingegen werden das Vereinigte Königreich, Finnland und Polen bereits in den kommenden Wochen den Ukrainern Panzer zur Verfügung stellen können. Die kolportierten Zahlen, laut dem österreichischen Bundesheeroffizier und Historiker Oberst Markus Reisner, reichen höchstens für ein Bataillon. Also etwa drei Dutzend.
Mitte der Achtziger Jahre stellte die Bundeswehr mit 7.000 Kampf- wie Schützenpanzern 50 Prozent der damaligen NATO-Landstreitkräfte, erklärte der Direktor des Panzermuseums Munster Ralf Rath in einem Gespräch mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, RND. Der Panzer als tragende Säule der (alt)bundesrepublikanischen Landesverteidigung hat ausgedient. Denn während Russland Panzer in fünfstelliger Größenordnung hortete, verfügt die Bundeswehr des geeinten Deutschlands nur mehr über 266 Kampfpanzer.
Wie schwer das „Hochfahren“ bzw. Wiederindienststellen der Leopard-Flotte ist, macht Papperger deutlich. „Die Panzer werden nicht nur neu lackiert, sondern müssen für einen Kriegseinsatz umgebaut werden.“ Das bedeutet auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Kostenpunkt: Mehrere hundert Millionen Euro. „Das kann Rheinmetall nicht vorfinanzieren“, so der Vorstandschef des Konzerns, welcher noch 22 Leopard 2 und 88 Leopard 1 im Lager hat. Ohne vorherige Zusage der Politik wird somit auch nichts passieren. Die Situation erinnert an den Irakkrieg 2003, als sich Frankreich gegen eine Beteiligung aussprach, weil es schlicht und ergreifend nicht dazu in der Lage gewesen wäre.
Das Vereinigte Königreich ist politisch weniger gehemmt, kämpft jedoch ebenfalls mit Fragen der Quantität. 14 Panzer, so genannte „Main Battle Tanks“, MBT, vom Typ Challenger 2 werden neben Leopard 2 Panzern der Finnen und Polen Richtung Ukraine zulaufen. Einerseits handelt es sich um die modernsten und besten Kampfpanzer der Welt, die sich wie der Challenger im Irak gegen Typen russischer Bauart eindrucksvoll durchgesetzt haben. Andererseits könnte lediglich ein Bataillon ausgerüstet werden. Und dies mit zwei unterschiedlichen Panzertypen. Ein Alptraum für Logistiker.
Churchill erklärte 1944, dass die Alliierten fünf Sherman-Panzer opfern müssten, um einen deutschen Tiger-Panzer zu zerstören. Russland dürfte einiges daransetzen, um Bilder brennender MBT-Wracks propagandistisch auszuschlachten.